VERPACKEN-AKTUELL

Informationen aus der Verpackungsbranche

Plasmabeschichtung für Kunststoffverpackungen

Vision in 3 D

17. Juni 2010, von Susanna Stock

PP-Behälter im Plasmaprozess

Quelle: Amcor

Der Standort Neuhausen in der Schweiz, unweit des Rheinfalls, ist seit Jahren als Entwicklungs- und Innovationszentrum für Verpackungslösungen bekannt. Auch unter der neuen Regentschaft von Amcor wird diese Tradition fortgesetzt.

Ein aktuelles Projekt des Entwicklerteams beschäftigt sich mit der dreidimensionalen Beschichtung von Hohlkörpern, Behältern oder Teilen aus Kunststoff. Ziel ist eine deutlich bessere Barriereleistung der endgültigen Verpackung, die zugleich mehr Funktionalität und Sicherheit bieten soll. Letztlich sind auch die Aspekte der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen.

Viele Verpackungssysteme bestehen aus mehreren Komponenten. Becher und Deckel, Tube und Schraubverschluss, Beutel und Spendersystem – die Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen. Für die Lebensmittelindustrie wie auch für pharmazeutische Anwendungen benötigen die Märkte immer leistungsstärkere Verpackungslösungen, die entweder besonders lange Haltbarkeitszeiten gewährleisten oder mit Hilfe von Sterilisationsverfahren möglichst keimarm hergestellt werden sollen.

Dr. Markus Dippel arbeitet als Projektleiter in Neuhausen an einer Anlagenkonzeption im Labormaßstab, die anorganische Beschichtungen auf Behälter oder Teile aus den gängigen Massenkunststoffen (PS, PP oder auch PLA als Beispiel für einen Biokunststoff) aufbringt. Das heute zu Amcor Flexible Packaging Europe and Americas zugehörige Entwicklungszentrum in Neuhausen verfügt über eine langjährige Expertise auf dem Gebiet der Vakuumbeschichtung und verfolgt das Ziel, diese Prozesstechnik gemeinsam mit Maschinenbaupartnern zur Marktreife zu entwickeln, um das Verfahren dann entweder in Lizenz anzubieten oder an interessierte Unternehmen zu verkaufen. Die Endstufe kann eine Inline-Anlage aus diversen Komponenten sein, die alle Stufen der Packmittelherstellung bis hin zur 3-D-Beschichtung beinhaltet.

Sauerstoff-Transmissionsrate für PP-Substrat mit zwei verschiedenen Metall-Beschichtungen

Quelle: Amcor

Mit dem Rüstzeug der erfolgreichen Entwicklung zweidimensionaler Beschichtungen (das Ceramis®-Verfahren, SiOx-Beschichtung für die Folienveredelung) in Alcan-Zeiten widmet sich Wolfgang Lohwasser und sein Mitarbeiter Dr. Markus Dippel jetzt den Behältern und Spritzgussteilen. Das Beispiel Becherfertigung wird dabei in zweierlei Richtung betrachtet.

Innen- oder Außenbeschichtung

In drei Schritten zur neuen Lösung: Unabhängig davon, ob der Becherhersteller auf Spritzguss (einschließlich IML/In-Mould-Labelling), Thermoforming oder Blasformen setzt, das 3-D-Coating ist mit allen diesen Verfahren kompatibel. Somit entstehen im ersten Schritt einer Inline-Becherfertigung die Gebinde, die der Anwender bzw. der Hersteller nach entsprechenden Vorgaben benötigt. Denn die Wahlfreiheit des Herstellers in puncto Materialeinsatz, Transparenz, Form- und Farbgebung soll ausdrücklich erhalten bleiben. Daher besteht auch die Wahl beim Beschichtungsverfahren: Im zweiten Schritt können sowohl metallische als auch transparente Schichten aufgebracht werden. Letztlich ist es das vom Füllgut definierte Leistungsspektrum der Verpackung, das die Entscheidung für eine Innen- oder eine Außenbeschichtung des Behälters fallen lässt.

Sauerstoff-Transmissionsrate für PP-Substrat mit drei verschiedenen Oxid-Beschichtungen

Quelle: Amcor

Die im Vakuum erzeugte Beschichtung kann nämlich sowohl auf die Innenseite als auch auf die Außenwand von Behältern aufgebracht werden. Limitierender Faktor bei der Innenbeschichtung ist die Geometrie des Behälters: Zu Beachten sind eine große Öffnung wie auch das Verhältnis von Durchmesser zur Höhe. Die Außenbeschichtung dagegen kann nach Angaben des Entwicklerteams prinzipiell auf jede Form und Größe aufgebracht werden.

Der 3. Schritt besteht in einer Lackierung; die außen aufgebrachte anorganische Barriereschicht benötigt einen Schutzlack, um ein Verkratzen und nachträgliche Beschädigung zu vermeiden. Bevorzugt werden hier UV-härtende Systeme eingesetzt.

50 nm für mehr Sicherheit

Die von Amcor entwickelte Plasmabeschichtung mit anorganischen Substanzen bringt eine Barriereschicht von ca. 50 nm auf. Das Coating reduziert die Aufnahme von Wirkstoffen und Aromen aus dem Produkt in das Packmaterial sowie die mögliche Migration von Bestandteilen der Verpackung in das Packgut. Auch der Wirkstoffverlust z. Bsp. aus pharmazeutischen Produkten wird unterdrückt. Derzeit laufen diverse Migrationsmessungen bei Amcor, die unterschiedliche anorganische Coatings wie auch Gebindematerialien beinhalten. Das höchste, anzustrebende Ziel sind inerte Kunststoffverpackungen für Lebensmittel oder Pharmazeutika.

Spritzgussteile bieten interessantes Anwendungspotenzial

Der Einsatz des 3-D-Coatings ist für den wachsenden Bereich der Spritzgussteile besonders vorteilhaft. Zunehmend übernehmen spritzgegossene Teile wichtige Funktionen in Verpackungssystemen; ob als Öffnungs- bzw. Wiederverschlusslösung für Flaschen, Beutel oder Tuben oder als Schraubdeckel bis hin zu Portionspackungen oder Spezialteilen (Ports) für die enterale Ernährung, um nur einige Beispiele zu nennen. Die neue Beschichtungstechnologie birgt für diese Teile den Vorzug, dass sie bei Verwendung in sterilisierfesten Verpackungen nicht dem Phänomen des „retort shock“ unterliegen. Damit kann ein bei EVOH-basierten Barriereverpackungen oft zu beobachtendes Problem gelöst werden.

Auch für Produkte aus dem Spritzguss gilt, sie können in jeder beliebigen Farbe oder transparent gefertigt werden: das Coating passt sich an.

Barriere auch für Nichtbarrierematerialien

Sichtbar gemachte Migrationsbarriere: mit Karottensaft gefüllte PP-Behälter nach Erhitzen auf 105°C für 15 Minuten; links: ohne, rechts: mit Plasma-Innenbeschichtung

Quelle: Amcor

Ein weiteres Einsatzgebiet für das 3-D-Coating sieht das Entwicklungszentrum Neuhausen in Kunststoffen für Verpackungen, die von Haus aus keine hohen Barrierefunktionen erfüllen. So könnten Schalen für Frischfleisch oder ähnliche Produkte mit der hauchdünnen Barriereschicht überzogen werden und dem Inhalt deutlich längere Haltbarkeit bei gleichzeitig erhöhter Produktsicherheit mit auf den Weg gegeben werden. Auch eine Verpackung auf Basis von PLA oder beschichtetem Karton kann durch das Coating aufgewertet und für ein größeres Einsatzspektrum verfügbar gemacht werden.

Die Entwicklung befindet sich in einem Stadium, in dem weitere Detailarbeit gezielt in Kooperation mit interessierten Marktpartnern geleistet werden kann. Dass Amcor jetzt den Weg an die Öffentlichkeit sucht, dient auch der Ermittlung weiterer Marktpotenziale sowie der Betrachtung individueller Fragestellungen von möglichen Anwendern. Da das 3-D-Coating mit unterschiedlichen Metall- oder Oxid-Schichten arbeiten kann, sind viele Anwendungsmöglichkeiten offen. In den Charts, die die Ergebnisse von Diffusionsuntersuchungen an Packmittelkonstellationen zeigen, wird eine klare Tendenz sichtbar: Das Verfahren verbessert Barriereeigenschaften, es ist für sterilisierbare Verpackungen geeignet und erhöht damit insgesamt das Leistungsprofil einzelner Behälter aus preisgünstigen und gut zu verarbeitenden Kunststoffen für die Massensegmente.

Die Kombination hochleistungsfähiger Fertigungslinien für Becher zum Beispiel mit einer integrierten Beschichtungskammer und entsprechenden Einrichtungen für die Lackierungen ist darstellbar. Weitere Herausforderungen will das Team in Neuhausen gemeinsam mit interessierten Marktpartnern meistern. Dazu bietet es ein Verfahren an, das höchstmögliche gestalterische Freiheit bei der Packmittelherstellung erlaubt und zugleich die Sicherheit und Langlebigkeit von Füllgütern steigert.

(st)

Zur Startseite

Technologievalidierung in Portugal

Nach­dem im Jahr 2022 er­folg­reich Ver­brau­cher­tests durch­ge­führt wur­den, ha­ben Te­tra Pak und Lac­to­gal nun einen asep­ti­schen Ge­trän­ke­kar­ton mit ei­ner Bar­rie­re auf Fa­ser­ba­sis auf den Markt ge­bracht. Die­se Maß­nah­me ist Teil ei­ner groß an­ge­leg­ten Tech­no­lo­gie­va­li­die­rung, ...

Laminierte Molkereibecher aus Pulpe

Der Thermo­form- und Ver­pa­ckungs-Spezialist IL­LIG er­wei­tert die XLU-Baureihe um ein neu ent­wi­ckel­tes La­mi­nier­ver­fah­ren für Pul­pe-Verpackungen mit Zieh­tie­fen von bis zu 90 mm. Die­se Tech­no­lo­gie er­mög­licht dün­nen Fo­li­en (ab 50 μm) den Schutz von Mol­ke­rei- ...


INTERNATIONAL CHANNEL :

UPM Specialty Papers and Koenig & Bauer optimise digital printing for barrier papers

UPM Spe­cial­ty Pa­pers’ heat-sealable bar­ri­er pa­pers have achieved ex­cel­lent re­sults in tests car­ried out with Koenig & Bauer's next gen­er­a­tion of inkjet dig­i­tal print­ing tech­nol­o­gy. With the abil­i­ty to change de­signs sim­ply by up­dat­ing ...

FEFCO demands: Reuse and recycling should be complementary measures

FE­F­CO sup­ports the Eu­ro­pean Com­mis­sion’s in­ten­tion “to re­duce the neg­a­tive en­vi­ron­men­tal im­pacts of pack­ag­ing and pack­ag­ing waste while im­prov­ing the func­tion­ing of the in­ter­nal mar­ket” via the Pack­ag­ing and Pack­ag­ing Waste Reg­u­la­tion. The pro­posed ...

International Channel ...


Inhouse Herstellung un Befüllung von recyclingfähigen Spoutbeuteln

SN Ma­schi­nen­bau und SÜD­PACK ha­ben ge­mein­sam ein neu­es Kon­zept für die In­hou­se-Herstellung von Stand­bo­den­beu­teln mit Spouts ent­wi­ckelt, das sich für pa­stö­se und flüs­si­ge Pro­duk­te eig­net und auf der Prod&Pack-Messe in Lyon vor­ge­stellt wur­de. Die ...

Kärcher ersetzt erstmalig eine bestehende EPS-Verpackung durch Renature® 3D

Im ge­mein­sa­men Pi­lot­pro­jekt zwi­schen Sto­ro­pack und Kär­cher wird erst­ma­lig eine EPS-Verpackung durch die neue Lö­sung Re­na­ture® 3D - eine maß­ge­schnei­der­te Schutz­ver­pa­ckung, wel­che haupt­säch­lich aus Pflan­zen­stär­ke be­steht - er­setzt. Sie ist TÜV Aus­tria zer­ti­fi­ziert und ...

Flexible Verpackungslösung ohne Kunststoff

Koeh­ler Pa­per, Teil der Koeh­ler-Gruppe, er­wei­tert sei­nen An­wen­dungs­be­reich für nach­hal­ti­ge fle­xi­ble Ver­pa­ckungs­pa­pie­re und bringt erst­mals nach­hal­ti­ge Pa­pier­ver­pa­ckun­gen im Non-Food-Bereich auf den Markt. Ne­ben ih­ren be­ste­hen­den fle­xiblen Ver­pa­ckungs­lö­sun­gen für Le­bens­mit­tel prä­sen­tiert das Un­ter­neh­men Koeh­ler Nex­Plus® ...

Neue Banderolenverpackung für Getränke

Mon­di hat eine neue Ban­de­ro­len­ver­pa­ckung na­mens "Hug-IT" ent­wi­ckelt. Die­se er­setzt her­kömm­li­che Kunst­stoff-Schrumpfverpackungen für 1,5 Li­ter Mul­ti­packs von Coca-Cola HBC in Ös­ter­reich und bie­tet eine zu­ver­läs­si­ge Fi­xie­rung. Die Ban­de­ro­le be­steht aus Mon­dis "Ad­van­ta­ge Spring­Pack Plus", ...

Förderung des Kuststoffrecyclings

Der Ver­pa­ckungs­her­stel­ler Al­p­la setzt sich in Me­xi­ko ak­tiv für die Wie­der­ver­wer­tung von Kunst­stoff ein, in­dem er die be­zahl­te An­nah­me von PET-Flaschen för­dert. Dies ge­schieht so­wohl in städ­ti­schen als auch in länd­li­chen Re­gio­nen, selbst wenn ...

Komponentenvielfalt für Liefersicherheit

HER­MA er­wei­tert sein Stan­dard­sor­ti­ment an Eti­ket­ten­haft­ma­te­ria­li­en, um die Ver­sor­gungs­si­cher­heit in un­si­che­ren Lie­fer­ket­ten zu ver­bes­sern. „Wir sind da­mit in der Lage, ver­gleich­ba­re Haft­ma­te­ria­li­en auf Ba­sis un­ter­schied­li­cher Kom­po­nen­ten an­zu­bie­ten“, er­läu­tert HER­MA Pro­dukt­ma­na­ger Hen­drik Kehl. Die Sor­ti­men­ter­wei­te­rung ...

Arla Foods erprobt neue Wege zur Wiederverwertung von Kunststoffabfällen

Ge­mein­sam mit Arla Foods hat Süd­pack ein Mo­dell ent­wi­ckelt, um die Her­stel­lung von Rei­fe­beu­teln für Moz­za­rel­la­kä­se kreis­lauf­fä­hig zu ma­chen. Durch den Ein­satz des che­mi­schen Re­cy­cling­ver­fah­rens (bei Car­bo­liq) bleibt der Kunst­stoff im Kreis­lauf und wird ...

Greiner Packaging unterstreicht seinen Aufruf zu nachhaltigen Verpackungen

„Join the Cir­cu­lar Re­vo­lu­ti­on“ lau­tet die Ein­la­dung, die Grei­ner Packa­ging an sei­ne Kun­den so­wie sein ge­sam­tes Netz­werk aus­spricht, ge­mein­sam an ei­ner nach­hal­ti­gen Zu­kunft zu ar­bei­ten. Auf dem Mes­se­stand C42 / Hal­le 10 will das ...

Biopharmazeutika verpacken mit Faller Packaging und Schubert-Pharma

Mit dem Ver­pa­ckungs­spe­zia­list Fal­ler Packa­ging und dem Ma­schi­nen­her­stel­ler Schu­bert-Pharma gibt es jetzt zwei star­ke Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner, de­ren Lö­sun­gen das In­ves­ti­ti­ons­ri­si­ko von Phar­ma­her­stel­lern mi­ni­mie­ren soll: Mit ei­ner pas­sen­den Ver­pa­ckung kön­nen Bio­phar­ma­zeu­ti­ka über den ge­sam­ten Pro­dukt­le­bens­zy­klus si­cher, ...

Zeitersparnis und sichere Prozesse

Ne­ben vie­len an­de­ren The­men prä­sen­tiert Syn­te­gon (Hal­le 6, Stand A31) auch einen Ein­blick in die Zu­kunft der Ver­ar­bei­tung flüs­si­ger Phar­ma­zeu­ti­ka. Da­für hat der Ex­per­te für Pro­zess- und Ver­pa­ckungs­tech­nik die be­währ­te Füll- und Ver­schließ­ma­schi­ne ALF ...

more articles ...

- ADVERTISEMENT -