Neues Geschäftsfeld mit Zweitmarke
Die Zukunft von Bobst im Digitaldruck
Groß vorgestellt: Die Bobst Digital Printing Strategy. Nicht nur Planung, sondern bereits konkrete Produkte.
Quelle: Bobst
Als Bobst für Anfang Juli zu einer Pressekonferenz einlud, um die zukünftige "Digital Printing Strategy" vorzustellen, war die Neugierde groß. Und tatsächlich wurden nicht nur Absichten erklärt, sondern konkret einsatzfähige Produkte für den Digitaldruck präsentiert.
Ermöglicht wurde dies durch den Zukauf der Firma Radex. Dabei handelt es sich um ein Schweizer Unternehmen, das 2013 gegründet wurde und eine Lösung für das DoD-Verfahren (Drop on Demand) entwickelte, die sich für vielfältige Substrate und damit auch für eine Vielzahl von Märkten eignen sollte. Dabei sollte ein Funktionskonzept alle diese Anforderungen erfüllen.
Für Bobst war dies interessant genug, um sich mit einer Mehrheitsbeteiligung von 50,1% in die Firma einzubringen. Doch es war nicht nur Potential, das Radex seinerseits mitbrachte, sondern auch schon ein fertiges Produkt: eine 8-Farbmaschine für hochauflösenden Textildruck. Das passt eigentlich gar nicht in das traditionelle Bobst-Portfolio, wird hierdurch doch ein ganz anderer Markt bedient. Und so wird Bobst dort auch gar nicht mit eigenem Namen auftreten. Vielmehr wurde die strategischen Entscheidung getroffen, den Firmennamen Radex in die neue Marke mouvent™ zu überführen.
mouvent™ als neue Marke für den Digitaldruck
Seit 2017 neu am Markt: Radex wird mouvent, mit Bobst als Mehrheitseigner.
Quelle: mouvent
Unter dem Markenamen mouvent™ mit dem Untertitel "A Bobst Group Company" sollen zukünftig alle Digitaldruck-Produkte von Bobst vertrieben werden, gleich welche Märkte auch immer in Zukunft bedient werden sollen. Dies gilt auch für die geplante Integration des Digitaldruck in die Wellpappen- und Faltschachtel-Verarbeitung von Bobst.
Auf die Frage hin, wie es bezüglich des Digitaldrucks um die weitere Zusammenarbeit von Bobst mit Kodak bestellt sei, antwortete Jean-Pascal Bobst, dass diese zukünftig nicht weiter verfolgt würde. Diese Entscheidung ist nachvollziehbar, denn statt auf einen Partner in den USA angewiesen zu sein (mit allen gegenwärtigen politischen Unwägbarkeiten), sind für Bobst durch den Zukauf die fachlichen Kompetenzen nun firmenintern vorhanden und zudem lokal am Stammsitz in der Schweiz verfügbar. Von dort aus werden zukünftig auch die weiteren technischen und chemischen Entwicklungen in Eigenregie erfolgen.
Vom Cluster zur Matrix
Vom Cluster zur Matrix: schematische Darstellung zweier 170 mm breiter Cluster-Gruppen erweitert zu einer 8-Farben-Matrix, geeignet für multi- oder single-pass.
Quelle: mouvent
Nun ist DoD nicht neu, wohl aber der von mouvent™ verfolgte Ansatz. Dieser basiert auf einem Fuji-Druckkopf, der nicht an proprietäre Tinten gebunden ist, sondern für eine Vielzahl von Tinten-Formulierungen geeignet ist.
Kerneigenschaft ist die Konstruktion als Cluster-Modul. Integriert in zuarbeitende Baugruppen, die von mouvent™ teils eigens im 3D-Druck hergestellt werden, können die Druckköpfe geometrisch in einer Reihe ausgerichtet werden und somit eine variable Druckbreite abdecken. Eine solche Reihe bezeichnet mouvent™ als Cluster. Mehrere Reihen hintereinander angeordnet bilden eine Matrix. Jedem Cluster dieser Matrix kann eine separate Druckfarbe zugeordnet werden, bis hin zum 8-Farbdruck.
Wird eine solche Matrix auf einem beweglichen Träger angebracht, so ist technisch ein Multi-Pass-Druck möglich, der bereits in der fertigen Anlage für den Textildruck eingesetzt wird. Auf einen festen Träger montiert, unter dem das Substrat vorbeigeführt wird, eignet sich die gleiche Matrix für den Single-Pass-Druck. Diese Bauweise ermöglicht eine sehr kompakte Bauform der Maschinen.
Einstieg in den Label-Markt
Die kleine mouvent™-Rollendruckmaschine LB701-UV verdeutlicht den kompakten Aufbau, der durch die nun Bobst-eigene Drucktechnik möglich wird.
Quelle: mouvent
Konkret konnte Bobst bereits zwei Exemplare der neuen Rollendruckmaschinen LB701-UV und LB702-UV zeigen, die im September auf der Labelexpo in Brüssel einem breiten Publikum vorgestellt werden, die mouvent™ Technik beinhalten und auch unter diesem Namen vertrieben werden. Beide Maschinen arbeiten mit der gleichen 7-Farb-Matrix, aber unterschiedlichen Bahnbreiten von bis zu 170, bzw. 340 mm. Weiter eigenen sich beide Modelle für verschiedene Substrate wie Papier, Selbstklebeetiketten oder auch flexible Materialien.
Die Druckauflösung liegt laut Bobst bei 1200 x 1200 dpi pro Cluster, was optisch zu einer Gesamt-Auflösung von 2000 dpi führen soll; dies ist von Photodruck nicht mehr zu unterscheiden. Die Druckgeschwindigkeit wird mit 100 m/min angegeben.
Gegenwärtig sind die Digitaldruckmaschinen noch auf UV-Tinten ausgelegt, es werden zukünftig aber auch wasserbasierte Lösungen angeboten werden, die für empfindliche Produkte geeignet sind und deren chemische Entwicklung von mouvent™ erfolgen wird.
Auch die Erweiterung des Digitaldruckverfahrens hin zu Bogendruck ist vorgesehen, so dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Bobst die Drucktechnik von mouvent™ auch in die Wellpappenbearbeitung einbringen wird.
mouvent™, 2017 gegründet und gegenwärtig mit 80 Mitarbeitern, wird die aktuellen Digitaldruck-Produkte vom 25.-28.09.2017 auf der Labelexpo in Brüssel vorstellen: Stand A60, Halle 3.
(kb)