VERPACKEN-AKTUELL

Informationen aus der Verpackungsbranche

Oystar Hassia

Die große Herausforderung der kleinen Portion

23. November 2010, von Susanna Stock

Die niederländische Firma Kaptein hat in diesem Jahr eine neue Maschine vom Typ THL 24/48 installiert, die Portionsbecher fertigt.

Quelle: Oystar Hassia

Die aktuelle Bevölkerungsstudie des Marktforschungsinstituts GfK kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: In knapp 40 Prozent der deutschen Haushalte lebt nur eine Person. Insgesamt ist der Anteil der Haushalte mit Kindern geringer als der Anteil der Single- und kinderlosen Haushalte. Ob Alleinstehende, ältere Menschen oder Berufspendler - sie alle haben dabei das gleiche Problem: Das Leben im Single-Haushalt ist teuer. Miet- und Nebenkosten können genauso wenig geteilt werden wie Lebensmittel. Bei Letzteren sind die Produktmengen für den Tagesgebrauch viel zu oft einfach zu groß. Die Wirtschaft kommt also nicht länger umhin, sich auf das veränderte Konsumverhalten der rund 16 Millionen Alleinlebenden in Deutschland einzustellen.

"Die Ansprüche von Singles an ihre Lebensmittel sind natürlich anders als die von Familien", erklärt Christian Korte, President der Business Unit Dairy des Verpackungsmaschinenherstellers Oystar. "Wir spüren durchaus, dass die Industrie auf die zunehmenden Einpersonenhaushalte reagiert, indem die Nachfrage nach kleineren Packungsgrößen steigt." Oystar Hassia ist Technologieführer im Bereich der Portionsverpackung und liefert seit 1975 Portionsbecher-Maschinen der Baureihe "THL" in unterschiedlichen Format- und Leistungsbereichen an seine Kunden. Das Vorgängermodell "V A", das ebenfalls für Kleinpackungen mit geringer Ziehtiefe im Einsatz war, wurde erstmals 1963 ausgeliefert. "Portionsbecher-Anlagen waren seither ein konstanter Bestandteil unserer Auftragseingänge", so Korte. "In den 1990er Jahren ließ das Interesse zwar etwas nach, aber seit gut fünf Jahren ist der Portionsbecher wieder stark gefragt."

Kleinere Verzehrmengen, mehr Verpackungsaufwand

Typische Butter-Portionspackungen, wie sie in den Niederlanden speziell in der Gastronomie beliebt sind.

Quelle: Oystar Hassia

Während es Portionsbecher früher jedoch ausschließlich in Flugzeugen und Hotels gab, stehen sie heute auch in den Supermarkt-Regalen. Bei Oystar Hassia zeigt sich der Einzug in die Privathaushalte vor allem durch die erhöhte Anforderung, Sammeleinheiten zu produzieren. Die Kunden wünschen Becher in 4er-Einheiten oder 6er- bzw. 10er-Riegel, die zum Beispiel in einem Flowpacker als Verkaufseinheit umbeutelt werden. Die zusammenhängenden Becher können dann portionsweise durch Brechlinien voneinander getrennt werden. Zudem bemerkt der Maschinenhersteller bei der Verpackung von Joghurt und Desserts einen wachsenden Trend zu geringeren Becherhöhen und reduzierten Füllmengen gegenüber den bislang standardmäßigen 125 ml Bechern.

Der Hauptvorteil der Portionsbecher liegt auf der Hand: Die Lebensmittel werden hygienisch einzelverpackt, so dass beim Konsumenten deutlich weniger Produkte verderben und weggeworfen werden müssen. Die Anpassung der Verpackungsgrößen an den tatsächlichen Bedarf führt also auch zu einer Reduzierung der Abfallmenge. Zwar ist das Verhältnis von Verpackungsmaterial und Inhalt bei Portionspackungen weniger gut als bei Großpackungen, jedoch muss hier wieder die steigende Zahl der Single-Haushalte berücksichtigt werden: Je weniger der 16 Millionen Alleinlebenden verdorbene Lebensmittel wegwerfen, desto besser für die Abfall-Bilanz.

Von Konfitüre zum Messwein

Die amerikanische Variante des Messweins: Der "Celebrations-Cup" enthält keinen Wein sondern Fruchtsaft.

Quelle: Oystar Hassia

Die Spannbreite der Portionsprodukte ist dabei nahezu grenzenlos. Oystar Hassia verpackt die Klassiker von Butter und Margarine über Marmelade und Honig bis hin zu Frisch- und Schmelzkäse sowie Dips und Dressings. Zusätzlich werden auch Produkte aus anderen Branchen, wie zum Beispiel Shampoo in praktische Einzelportionen verpackt. Die THL-Maschinen werden hierfür weltweit ausgeliefert. Beispiele: Der niederländische Butter-Hersteller Kaptein hat zum Beispiel seit diesem Jahr als neue Oystar Hassia-Maschine eine THL 24/48 für Portionsbecher mit 60-facher Formatauslegung und integriertem Kartonierer im Einsatz. Die ungewöhnlichste Anfrage kam indes aus den USA: Für den "Celebration Cup" lieferte Oystar Hassia einem Hersteller aus Florida eine FFS-Maschine für kleine Portionsbecher, die mit Messwein (Fruchtsaft) und Oblate für die Heilige Kommunion gefüllt werden. Der mit Flüssigkeit gefüllte Becher wird mit einer geformten Folie verschlossen, hierauf die Oblate gelegt, bevor eine finale Versiegelung erfolgt.

verpacken-aktuell.de hat nachgefragt:

  • Stichwort "Siegeln der Deckelfolien": Ist das Heißsiegeln die einzige technische Lösung, die Oystar vorsieht? Oder kommt auch das Ultraschall-Siegeln in Frage?
  • Wie verhält es sich mit der Nachfrage der Kunden nach "easy opening"-Siegeldeckeln? Sind da schon konkrete Angaben in Sicht, ob Kunden nach bestimmten peel-Kräften fragen oder gewährleistet wissen möchten?

Dazu erreichten uns folgende Stellungnahmen von Oystar Hassia:

Portionsbecher FFS-Maschinen der Oystar Hassia arbeiten mit Heißsiegelwerkzeugen, bestehend aus Siegelform und Siegelunterplatte. Gerade in Hinblick auf Formatauslegungen bis 60-fach erreichen die Maschinen mit einer hoch präzisen Temperatursteuerung und exakten Temperaturverteilung, abgestimmt auf die Erfordernisse der eingesetzten Packstoffe, hervorragende Ergebnisse hinsichtlich hermetischem Verschluss und guter Peelfähigkeit. Ein weiteres Kriterium hierfür stellt der Siegeldruck dar, der abgestimmt auf Packstofferfordernisse, reproduzierbar gesteuert wird.

Eine optionale Ultraschall-Anwendung wird bei Oystar Hassia permanent betrachtet und mit namhaften Systemlieferanten getestet. Allerdings ist bisher durch Ultraschall-Siegelung von großflächigen Formaten keine fortlaufend reproduzierbare Siegel- und Peelqualität erreichbar. Durch seine hohe Sensibilität in der Anwendung bei gleichzeitig hoher Investition scheidet Ultraschall in der universellen Anwendung bisher aus. Weitere alternative Technologien werden untersucht.

Das leichte Öffnen, die so genannte gute Peelfähigkeit der Deckelfolie, ist gerade bei den klein dimensionierten Portionsbechern seit jeher ein wichtiger Aspekt. Ein entscheidendes Kriterium hierbei ist die Qualität der Packstoffe (Boden- und Deckelfolie). Der Aufbau von Deckelfolien mit entsprechenden Siegelmedien, die seitens der Industrie für gute Peelfähigkeit ausgelegt werden, kommt große Bedeutung zu.

Bauseits, d.h. durch die FFS-Maschine, wird mit der unter Pkt. 1 beschriebenen Siegeltechnologie das leichte Öffnen unterstützt. Darüber hinaus erleichtern Öffnungs-/Aufreißhilfen die leichte Handhabung, z.B. Aufreißecke. Hier wird die Bodenfolie an einer Becherecke von unten gestanzt. Die Becherecke bleibt durch Versiegelung mit der Deckelfolie verbunden und bildet eine verstärkte Grifffläche beim Aufziehen. Eine Alternative ist eine tiefgezogene Packungsecke an der die Deckelfolie nicht mit der Bodenfolie versiegelt und für das Öffnen leicht zu fassen ist.

Arbeitsweise der Form-, Füll- und Verschließmaschinen für Portionsbecher von Oystar Hassia:

Bevor aus der flachen Verpackungsfolie ein Becher werden kann, muss diese über mehrere Maschinentakte hinweg vorgewärmt werden. Die Folie wird dabei nur im Bereich der späteren Becherformung erwärmt; die Siegelränder bleiben thermisch unbehandelt.

So vorbereitet, läuft die Folie in die Tiefziehstation. Die Becherverformung erfolgt mit pneumatisch angetriebenen Vorstreckstempeln und Druckluft in eine wassergekühlte Form. Pro Arbeitstakt entstehen bis zu 60 Portionspackungen.

•Gleichzeitig prägen Schnellwechsel-Signierleisten die Becherböden mit allen wichtigen Angaben wie Herstell-/Verfallsdatum und Code-Nummer.

Vom Kompensator wird das Produkt dann in die Dosierkammer gedrückt und über Dosierkolben und Drehschieber portioniert. Das Anheben des Folienstrangs bewirkt eine optimale Produktverteilung und einen exakten Abriss. Ein CIP-System sorgt für die Reinigung des gesamten Dosiersystems ohne manuellen Eingriff.

Abgängig von den Produkteigenschaften stehen verschiedene Dosiersysteme zur Verfügung. Bei der Verpackung von Butter wird z.B. eine Stechhülsendosierung verwendet, mit der zwischen 6 und 30 bzw. 20 und 60 ccm Butter pro Füllstelle dosiert werden kann.

Über ein spezielles Rollen- und Umlenksystem wird die Deckelfolie über den Becherstrang geführt. Für die genaue Platzierung der Folie sorgen Drucksteuermarken und Abtaster. Die Folienzuführung ist so ausgelegt, dass ein Rollenwechsel ohne Anlagenstillstand durchgeführt werden kann.

Für eine leichte Öffnung der Packung arbeitet die Eckenstanze mit von unten kommenden Stempeln. Im Bereich der Aufreißecken wird das Bodenmaterial durchtrennt. Damit wird die nur an der Deckelfolie hängende Aufreißecke vorbereitet.

Die Deckelfolie und der gefüllte Becherstrang laufen deckungsgleich in die Siegelstation und werden dicht verschweißt. Das Verschweißen erfordert hohe Temperaturen, daher durchläuft der Strang im Anschluss eine Kühleinrichtung. So ist sichergestellt, dass nachfolgend ein sauberer Stanzschnitt möglich ist.

Beim Stanzvorgang werden die Becher mit pneumatisch betätigten Niederhaltern fixiert. Nach dem Absenken des Hubtisches hält eine Vorrichtung die separierten Becher in Position für den Austrag über Hubschienen.

Der Hubschienenaustrag übernimmt jeweils einen kompletten Stanztakt horizontal aus der Stanze und schuppt während des Transportes ein komplettes Stanztableau in Längs- und Querrichtung. Das führt zu einer Reduzierung der Fläche und damit zu einer Ersparnis bei der Kartongröße. Außerdem verringert sich das Transport- und Lagervolumen; das Tableau im Karton wird stabilisiert.

Die Tableaus werden anschließend mit der Übersetzungseinrichtung in eine oder parallel zwei Schachteln mehrlagig eingesetzt.

(st)

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