Russlands Chemiebranche im Aufschwung / Verpackungsmaterialien gefragt
24. November 2010, von Dieter Müller
Die Chemiebranche Russlands ist wieder im Aufwind. Nach einem rabenschwarzen Jahr 2009 stieg die Industrieproduktion chemischer Erzeugnisse in den ersten fünf Monaten 2010 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um mehr als ein Fünftel. Der Außenhandelsumsatz - Importe plus Exporte - legte im ersten Halbjahr um 46 Prozent auf rund 13,5 Mrd. Euro zu. Besonders dynamisch entwickelt sich die Petrochemie. Alle namhaften Erdöl- und Gasverarbeiter investieren. Auch die Hersteller von Kunststoffen in der Primär- und Sekundärform sind sehr aktiv. Vor allem die Nachfrage nach Verpackungsmaterialien und damit auch die Auftragslage der Kunststofffolien-Hersteller entwickelt sich gut. Sie wuchs selbst zu Krisenzeiten.
Kunststoffe und Anwendungen
Von Polyethylen (PE) über Polyethylenterephthalat (PET) bis hin zu Polyvinylchlorid (PVC) - Russlands Kunststoffbranche expandiert wieder. Kein Wunder: Die Nachfrage nach Kunststoffen in der Primärform zieht wieder an und damit auch die Produktion. Im 1. Halbjahr 2010 wurden um 13,4 Prozent mehr primäre Kunststoffe hergestellt als im Vergleichszeitraum 2009. Ein treibender Faktor war die gestiegene Nachfrage nach Kunststofffolien. Der Markt wuchs selbst im Krisenjahr 2009 leicht auf 909.000 Tonnen und könnte 2010 die Eine-Million-Tonnen-Marke knacken, prognostiziert Fares Kilzie, Präsident der Marktforschungs- und Chemieberaterfirma Creon. Der Chemieexperte erwartet ein Nachfrageplus von 8 bis 10 Prozent. Im Jahr 2010 könnte die Produktion zusätzlich um 12 bis 15 Prozent steigen - auch dank neuer Kapazitäten. Das wiederum bietet deutschen Lieferanten von Maschinen zur Folienproduktion gute Geschäftsaussichten. So plant etwa Biaxplen, eine Tochter der Sibur-Holding, auf dem Gelände des Chemiekonzerns Tomskneftechim ein Werk zur Produktion von biaxial gereckten PP-Folien (BOPP-Folien). Die Unternehmensleitung rechnet mit Kapazitäten von 30.000 bis 35.000 Tonnen PP-Folien. Die Kosten sollen sich auf 25 Millionen bis 30 Millionen Euro belaufen.
Der Markt für PVC ist 2009 um ein Viertel auf 730.000 t gesunken. Er soll aber nach Creon-Schätzungen 2010 wieder auf 928.000 t zulegen. Die Vorzeichen stehen günstig: In den ersten fünf Monaten 2010 ist die Produktion von Fensterprofilen fast um das Dreifache gestiegen, die Erzeugung von Kunststofftüren legte um das 1,7-fache zu. Es überrascht daher nicht, dass die Nachfrage nach PVC-Ganulat im 1. Halbjahr 2010 um bis zu 55 Prozent gestiegen ist. Die Importzölle sind von 15 auf 10 Prozent gesenkt worden. In den ersten sechs Monaten wurden 70.000 t neuer Kapazitäten geschaffen. Und es werden noch weitere Projekte folgen. Die Branchenspezialisten von Creon glauben, dass sich die Kapazitäten des Industriezweigs bis 2013 verdoppeln könnten. Die umfangreichsten Ausbaupläne verfolgen die Unternehmen Sajanskchimplast, Kaustik und Sibur-Neftechim.
Die Produktion von Polyethylen ist im 1. Halbjahr 2010 gleich um knapp 18 Prozent gewachsen, die von Polystyrol um 13,4 Prozent. Nur die Polypropylen-Hersteller verzeichneten im 1. Halbjahr einen Rückgang von 17,1 Prozent im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2009. Dies soll in erster Linie auf die Generalüberholung der Anlagen in der Fabrik von OOO NPP Neftechimia in Moskau zurückzuführen sein.
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