VERPACKEN-AKTUELL

Informationen aus der Verpackungsbranche

Lösungsansätze für ein schwelendes Problem

Recycelter Karton und Papier für Lebensmittelverpackungen

20. Juli 2010, von Susanna Stock

Dr. Rainer Brandsch, Geschäftsführer Innoform Consulting, Mitglied InnoNet Partners

Quelle: Innoform

In einem umfangreichen Beitrag beschäftigt sich Dr. Rainer Brandsch mit dem aktuellen Thema "Migration von Mineralöl aus Kartonverpackungen in Lebensmittel" und er stellt diesem die These voran: Die Migration kann durch das Einbringen einer funktionellen Barriere minimiert werden. Ausgangspunkt für die in einem aktuellen InnoLetter (siehe Textende) zusammengestellten Darlegungen ist die verschiedentlich aufgetretene und nachgewiesene Problematik des Vorhandenseins von Mineralölen in recyceltem Karton und Papier.

In seinem Beitrag gibt Dr. Brandsch eine Übersicht über die zugrunde liegenden Definitionen der betroffenen Stoffe (Mineralöle bzw. darin enthaltene Kohlenwasserstoffe) und gibt eine Stellungnahme des BfR (Deutsches Institut für Risikobewertung) zum Thema wieder, das die aktuellen Problemfelder benennt. Zum Beispiel das mögliche Vorhandensein kanzerogener Substanzen in Mineralölen, die Besonderheit von hohen Migrationswerten in Lebensmitteln mit großer spezifischer Oberfläche oder auch die Akkumulation von Mineralölen im menschlichen Gewebe.

Der Beitrag gibt im Weiteren umfangreich Auskunft über die toxikologischen Eigenschaften von Mineralölen und die derzeit festgelegten maximalen Aufnahmemengen der verschiedenen Substanzen bezogen auf das durchschnittliche menschliche Körpergewicht bei einer durchschnittlichen Nahrungsaufnahme.

Anschaulich wird das gesamte Thema durch die Beispielnennung einer Untersuchung am Kantonalen Labor Zürich sowie der sehr detaillierten Ausführung darüber, wie Mineralöle migrieren können.

Die rechtlichen Anforderungen laut Verordnung (EG) Nr. 1935/2004 werden ebenso dargelegt wie die Wirkungsweise einer funktionellen Barriere, die das Migrationsproblem verhindern kann.

Wie die Probleme entstehen

Ein Verpackungssystem mit z.B. Primär-, Sekundär- und Tertiärverpackung ist auf den ersten Blick kein mehrschichtiges Material oder Gegenstand im Sinne eines Packstoffverbundes aus Kunststoff. Es stellt aber sehr wohl in Analogiebetrachtung ein mehrschichtiges Verpackungssystem dar, wo ein Packstoff den anderen umschließt. Diese befinden sich jedoch nicht im innigem Kontakt miteinander, sondern sie sind durch einen mehr oder weniger ausgeprägten Gasraum mit unregelmäßigen Berührungsflächen voneinander getrennt. Eine ausreichende Flüchtigkeit enthaltener Stoffe vorausgesetzt, findet ein Stoffübergang aus den unterschiedlichen Verpackungsbestandteilen von außen nach innen in Richtung Füllgut statt, wobei der Gasraum von den Stoffen aufgrund deren Flüchtigkeit überbrückt wird.

Der Mechanismus der Mineralölmigration aus einem Recyclingkarton mit Innenbeutel in das Füllgut läuft in folgenden Schritten ab:

  1. Wanderung des Mineralöls innerhalb des Kartons von Faser zu Faser
  2. Verdampfung des Mineralöls von der Kartonfaseroberfläche in den Gasraum
  3. Kondensation des Mineralöls aus dem Gasraum an der äußeren Oberfläche des Innenbeutels
  4. Adsorption und Lösung des Mineralöls in dem Innenbeutel
  5. Migration des gelösten Mineralöls innerhalb des Innenbeutels
  6. Verdampfung des Mineralöls von der inneren Oberfläche des Innenbeutels
  7. Kondensation des Mineralöls auf der Füllgutoberfläche
  8. Wanderung des Mineralöls in das Innere des Füllguts

Dr. Brandsch nennt im Beitrag die Handlungsempfehlungen des BfR und leitet über zu einer technologisch betrachteten Handlungsoption für die betroffenen Kreise:

In wie fern könnten Innenbeutel mit Barrierewirkung zur Minimierung der Mineralölmigration führen; die Darstellung befasst sich mit den Fragen, welcheProzesse dem Stoffübergang zugrunde liegen und welche Minimierungsmöglichkeiten in der Praxis möglich sind.

Dr. Brandsch: "Der Einsatz von Materialien wie Glas oder Metall als absolute Barriere gegenüber der Migration von Stoffen im Bereich der flexiblen Verpackung dürfte eine hypothetische Option sein und bleiben. Materialien mit funktionellen Barriereeigenschaften wie z.B. Kunststoffe und Mehrschichtverbunde stellen hingegen eine technologisch realisierbare Möglichkeit dar. Funktionelle Barriereeigenschaften von Kunststoffen und Mehrschichtverbunden scheinen bisher in der Praxis nicht hinreichend bekannt zu sein. Barriereeigenschaften von Kunststoffen und Mehrschichtverbunden werden in der Praxis ausschließlich im Zusammenhang mit Gasen diskutiert und es gibt eine Reihe von wissenschaftlichen und technischen Daten zu den Barriereeigenschaften von Kunststoffen gegenüber Gasen wie z.B. Sauerstoff, Kohlendioxid, Stickstoff oder Wasserdampf.

Quelle: Innoform

Es ist aus unserer Sicht bisher nicht hinreichend bekannt, dass die funktionellen Barriereeigenschaften von Kunststoffen und Mehrschichtverbunden in Form von spezifischen Materialkonstanten und thermodynamischen Stoffkonstanten beschrieben werden können und für eine Reihe von gängigen Kunststoffen bzw. Mehrschichtverbunden in der Literatur oder einschlägigen Fachkreisen verfügbar sind. Diese Konstanten - der Diffusionskoeffizient, DFB- beschreiben einerseits die Geschwindigkeit, mit der ein Stoff in einen Kunststoff migriert und andererseits - der Verteilungskoeffizient, KP,FB - die relative Löslichkeit eines Stoffes zwischen benachbarten Schichten/Lagen eines Verbunds. Auf der Basis der beiden Koeffizienten lassen sich die funktionellen Barriereeigenschaften von Kunststoffen oder Mehrschichtverbunden im Bezug auf einen Stoff wie z.B. Mineralöl berechnen bzw. abschätzen."

Der Beitrag schildert ausführlich, wie man zu geeigneten Berechnungsmodellen gelangt, welche Werkzeuge dazu vorhanden und einsetzbar sind.

Quelle: Innoform

Für die Abschätzung der funktionellen Barriereeigenschaften von Kunststoffen oder Mehrschichtverbunden steht die Software SML Advanced der AKTS AG zur Verfügung, die gemeinsam mit dem Schweizer Bundesamt für Gesundheit und der MDCTec Systems GmbH entwickelt bzw. vertrieben wird.

Betrachtet man zum Beispiel die klassische Verpackung von Cornflakes bestehend aus einer bedruckten Schachtel aus Recyclingkarton (z.B. 40 x 25 x 10 cm; Flächengewicht ca. 360 g/m²; Mineralölgehalt ca. 300 ppm) und einem Innenbeutel aus Polypropylen (cPP, Dicke 40 µm) enthaltend 1000 g Füllgut, so lässt sich mit Hilfe der SML Software durch Simulation unter Berücksichtigung der Diffusionseigenschaften des Innenbeutels die Migration von Mineralöl in das Füllgut innerhalb einer Lagerzeit von einem Jahr bei 20°C berechnen.

Quelle: Innoform

Während der Lagerung von einem Jahr gehen ca. 14,4 mg Mineralöl auf das Füllgut über. Diese Menge entspricht 40,5 % der insgesamt in dem Recyclingkarton enthaltenen Menge Mineralöl. Aus der Migrationskinetik ist zu erkennen, dass der cPP Innenbeutel funktionelle Barriere Eigenschaften aufweist, diese jedoch nicht ausreichen, um das spezifische Migrationslimit von SML = 0,6 mg/kg Lebensmittel einzuhalten.

Würde es sich bei dem Füllgut nicht um Cornflakes sondern um Triefkühlkost handeln, wobei die Lagertemperatur über ein Jahr durchgehende kleiner 0°C beträgt, so ergibt sich ein anderer Sachverhalt:

Quelle: Innoform

Während der Lagerung von einem Jahr gehen ca. 0,51 mg Mineralöl auf das Füllgut über. Diese Menge entspricht 1,43% der insgesamt in dem Recyclingkarton enthaltenen Menge Mineralöl. Aus der Migrationskinetik ist zu erkenne, dass der cPP Innenbeutel funktionelle Barriere Eigenschaften aufweist, die ausreichen, um das spezifische Migrationslimit von SML = 0,6 mg/kg Lebensmittel einzuhalten.

In seinem Fazit drückt Dr. Brandsch aus, dass es Lösungswege für die Problematik gibt, die nach individuellen Kriterien betrachtet werden müssen. Endgültige Antworten kann, so die Einschätzung des Autors, nur das Marktgeschehen bestimmen.

Das ausführliche Papier - InnoLetter - ist über Innoform zu beziehen:

www.innoform-coaching.de

(st)

Zur Startseite

Schnelle Automatisierung

Die Co­bots tog.519 des Ver­pa­ckungs­ma­schi­nen­her­stel­lers Schu­bert bie­ten der Le­bens­mit­tel­bran­che fle­xi­ble und ef­fi­zi­en­te Au­to­ma­ti­sie­rungs­lö­sun­gen. Dank der KI-gestützten Bild­ver­ar­bei­tung kön­nen die­se Co­bots Pro­duk­te di­rekt aus der Un­ord­nung per Pick-and-Place auf­neh­men, ohne dass eine auf­wen­di­ge Pro­gram­mie­rung not­wen­dig ...

Ehemaliges Werk von All4Labels in Gebesee von Faller Packaging übernommen

Einen neu­en Pro­duk­ti­ons­stand­ort für Falt­schach­teln und Pa­ckungs­bei­la­gen wird Fal­ler Packa­ging in Thü­rin­gen er­rich­ten. Die­se Ent­schei­dung ba­siert auf stra­te­gi­schen Ana­ly­sen und ei­ner Wachs­tumss­tra­te­gie, die die po­si­ti­ven Ent­wick­lun­gen im Phar­ma- und He­al­th­care-Sektor in Eu­ro­pa be­rück­sich­tigt. „Die ...


INTERNATIONAL CHANNEL :

UPM Specialty Papers and Koenig & Bauer optimise digital printing for barrier papers

UPM Spe­cial­ty Pa­pers’ heat-sealable bar­ri­er pa­pers have achieved ex­cel­lent re­sults in tests car­ried out with Koenig & Bauer's next gen­er­a­tion of inkjet dig­i­tal print­ing tech­nol­o­gy. With the abil­i­ty to change de­signs sim­ply by up­dat­ing ...

FEFCO demands: Reuse and recycling should be complementary measures

FE­F­CO sup­ports the Eu­ro­pean Com­mis­sion’s in­ten­tion “to re­duce the neg­a­tive en­vi­ron­men­tal im­pacts of pack­ag­ing and pack­ag­ing waste while im­prov­ing the func­tion­ing of the in­ter­nal mar­ket” via the Pack­ag­ing and Pack­ag­ing Waste Reg­u­la­tion. The pro­posed ...

International Channel ...


Ausbau der Thin Range mit neuem Folienetiketten-Haftmaterial

HER­MA for­ciert die Ent­wick­lung von be­son­ders dün­nen und res­sour­cen­scho­nen­den Eti­ket­ten-Haftmaterialien. Die Di­cke der Fo­lie wur­de um fast 17 Pro­zent auf 65 Mi­kro­me­ter re­du­ziert, ohne da­bei an Funk­tio­na­li­tät ein­zu­bü­ßen. Dies bie­tet nicht nur öko­lo­gi­sche Vor­tei­le, ...

Ganzheitliche Betrachung der Klebstofftechnologie

In die­sem Jahr legt Bau­mer hhs auf dem Mes­se­stand in Hal­le 2 (Stand 330) einen star­ken Fo­kus auf die Brei­te des Nach­hal­tig­keits­an­sat­zes. Im die­sem Rah­men hin­ter­fragt der An­bie­ter von Lö­sun­gen für den in­dus­tri­el­len Kleb­stof­f­auf­trag ...

Rockwell Automation präsentiert Automatisierungs-Lösungen

Rock­well Au­to­ma­ti­on, Inc., in­ter­na­tio­nal tä­ti­ger An­bie­ter in­dus­tri­el­ler Au­to­ma­ti­sie­rung und di­gi­ta­ler Trans­for­ma­ti­on, nimmt erst­ma­lig an der Fach­Pack 2024 teil. Das Un­ter­neh­men wird mit Packa­ging Val­ley als Mit­aus­stel­ler auf­tre­ten, ei­nem Netz­werk von Un­ter­neh­men und Or­ga­ni­sa­tio­nen der ...

Tiefzieh- und MAP-Verpackungen im Blick

Schon im Vor­feld der Fach­Pack 2024 stell­te der Fo­li­en­her­stel­ler Süd­pack die PET floa­ta­ble De­ckel­fo­li­en vor. Die auf Mono-APET-Schalen sie­gel­fä­hi­gen Ober­fo­li­en las­sen sich auf­grund ih­rer ge­rin­ge­ren Dich­te im Re­cy­cling­pro­zess vom Ma­te­ri­al­strom der APET-Unterfolie tren­nen, der ...

Technologievalidierung in Portugal

Nach­dem im Jahr 2022 er­folg­reich Ver­brau­cher­tests durch­ge­führt wur­den, ha­ben Te­tra Pak und Lac­to­gal nun einen asep­ti­schen Ge­trän­ke­kar­ton mit ei­ner Bar­rie­re auf Fa­ser­ba­sis auf den Markt ge­bracht. Die­se Maß­nah­me ist Teil ei­ner groß an­ge­leg­ten Tech­no­lo­gie­va­li­die­rung, ...

Inhouse Herstellung un Befüllung von recyclingfähigen Spoutbeuteln

SN Ma­schi­nen­bau und SÜD­PACK ha­ben ge­mein­sam ein neu­es Kon­zept für die In­hou­se-Herstellung von Stand­bo­den­beu­teln mit Spouts ent­wi­ckelt, das sich für pa­stö­se und flüs­si­ge Pro­duk­te eig­net und auf der Prod&Pack-Messe in Lyon vor­ge­stellt wur­de. Die ...

Laminierte Molkereibecher aus Pulpe

Der Thermo­form- und Ver­pa­ckungs-Spezialist IL­LIG er­wei­tert die XLU-Baureihe um ein neu ent­wi­ckel­tes La­mi­nier­ver­fah­ren für Pul­pe-Verpackungen mit Zieh­tie­fen von bis zu 90 mm. Die­se Tech­no­lo­gie er­mög­licht dün­nen Fo­li­en (ab 50 μm) den Schutz von Mol­ke­rei- ...

Kärcher ersetzt erstmalig eine bestehende EPS-Verpackung durch Renature® 3D

Im ge­mein­sa­men Pi­lot­pro­jekt zwi­schen Sto­ro­pack und Kär­cher wird erst­ma­lig eine EPS-Verpackung durch die neue Lö­sung Re­na­ture® 3D - eine maß­ge­schnei­der­te Schutz­ver­pa­ckung, wel­che haupt­säch­lich aus Pflan­zen­stär­ke be­steht - er­setzt. Sie ist TÜV Aus­tria zer­ti­fi­ziert und ...

Flexible Verpackungslösung ohne Kunststoff

Koeh­ler Pa­per, Teil der Koeh­ler-Gruppe, er­wei­tert sei­nen An­wen­dungs­be­reich für nach­hal­ti­ge fle­xi­ble Ver­pa­ckungs­pa­pie­re und bringt erst­mals nach­hal­ti­ge Pa­pier­ver­pa­ckun­gen im Non-Food-Bereich auf den Markt. Ne­ben ih­ren be­ste­hen­den fle­xiblen Ver­pa­ckungs­lö­sun­gen für Le­bens­mit­tel prä­sen­tiert das Un­ter­neh­men Koeh­ler Nex­Plus® ...

Neue Banderolenverpackung für Getränke

Mon­di hat eine neue Ban­de­ro­len­ver­pa­ckung na­mens "Hug-IT" ent­wi­ckelt. Die­se er­setzt her­kömm­li­che Kunst­stoff-Schrumpfverpackungen für 1,5 Li­ter Mul­ti­packs von Coca-Cola HBC in Ös­ter­reich und bie­tet eine zu­ver­läs­si­ge Fi­xie­rung. Die Ban­de­ro­le be­steht aus Mon­dis "Ad­van­ta­ge Spring­Pack Plus", ...

more articles ...

- ADVERTISEMENT -