VERPACKEN-AKTUELL

Informationen aus der Verpackungsbranche

Interview mit Stefan Glimm, Executive Director FPE

Flexibles beweisen nachhaltige Qualitäten

30. Juli 2010, von Susanna Stock

Stefan Glimm, Executive Director FPE: "Die internationale Zusammenarbeit der Branche wird deutlich vorangetrieben. So haben die jeweiligen Interessenvertretungen der Flexibles-Hersteller in USA, Europa und China einen Dialog aufgenommen, der die heutigen und zukünftigen Herausforderungen der Globalisierung zum Inhalt hat."

Quelle: FPE

Vor zwölf Jahren entstand mit der "Euroflex” die erste verbandliche Organisation, die die Interessen der Hersteller flexibler Verpackungen in Europa vertritt. Seit 2006 ist die mittlerweile in Flexible Packaging Europe (FPE) umbenannte Organisation in Düsseldorf angesiedelt. Mit Stefan Glimm ist ein langjähriger Begleiter der Verpackungsindustrie als Executive Director für die FPE tätig. Im Gespräch mit verpacken-aktuell.de gibt er einen Überblick über aktuelle Aktivitäten des Verbandes, der mit derzeit über 50 Mitgliedern zwar zu den eher kleinen Verpackungs-Interessenvertretungen gehört, sich zugleich aber in nur 12 Jahren einen guten Namen gemacht hat.

verpacken-aktuell.de: Welche Unterstützung bietet die FPE ihren Mitgliedern in Anbetracht der derzeit diskutierten Schwerpunktthemen "Nachhaltigkeit" und "Lebensmittelsicherheit"?

Stefan Glimm: Wir können dank der intensiven Gremienarbeit der vergangenen Jahre wichtige Argumentationshilfen materialneutral zu allen wichtigen Fragen rund um die flexible Verpackung bieten. Denn mit den Kernthemen "Food Contact" und EU-Gesetzgebung sowie Umweltschutz, Gesundheit und Sicherheit beschäftigen sich die mit Industrieexperten qualitativ sehr gut besetzten Ausschüsse der FPE bereits seit langem. Ein Beispiel von vielen ist die von der FPE aufgestellte GMP-Richtlinie1, die in Zusammenarbeit mit der CITPA entstand und heute als beispiel- und maßgebend auch für andere Verpackungsbranchen gilt. Die FPE hat es sich von Anbeginn zur Aufgabe gemacht, die Interessen der Hersteller flexibler Verpackungen proaktiv zu vertreten und deren Entwicklung zu fördern. Dazu sind wir im engen Kontakt sowohl zu den nationalen wie auch zu den europäischen Behörden; wir vermitteln adäquate Informationen, um konstruktiv im Vorfeld der Gesetzgebungsverfahren mitzuwirken. Und da wir rund 75% des Umsatzes der Hersteller flexibler Verpackungen in Europa mit unseren über 50 Firmenmitgliedern und 7 assoziierten nationalen Verbänden vertreten, sind wir ein anerkannter Gesprächspartner.

Darüber hinaus führen wir den Dialog mit allen Partnern der Lieferkette und auch mit NGO´s (Nichtregierungsorganisationen). Dabei ist es in den letzten Jahren gelungen, in Fragen der Nachhaltigkeit von flexiblen Verpackungen den Blick mehr und mehr auf die gesamte Wertschöpfungskette zu lenken - statt sie nur aus einer Entsorgungsperspektive zu betrachten. Diese ganzheitliche Sichtweise scheint sich auch immer mehr in der abfüllenden Industrie und im Handel durchzusetzen. Verpackungen sind Teil der Lösung, um nachhaltigen Konsum zu ermöglichen - denn sie verhindern den Verderb von Füllgütern und damit den "Verlust" all der Ressourcen, die zur Erzeugung der Füllgüter aufgewendet wurden. Mit unserer Arbeit als FPE ist es uns gelungen, dass flexible Verpackungen im Ganzen betrachtet heute mehr unter dem Aspekt der Ressourcenschonung gewürdigt werden, also in der Regel wegen ihres geringen Materialeinsatzes bei gleichzeitig optimierter Verpackungssicherheit. Den Flexiblen kommt dabei entgegen, dass sie mit ganz wenig Packstoff wertvolle Güter schützen.

verpacken-aktuell.de: Flexible Verpackungen kennen die unterschiedlichsten Materialzusammensetzungen. Kunststoffe, Papiere und Aluminium werden heute selbstverständlich kombiniert und zudem mit immer neuen organischen oder anorganischen Beschichtungsvarianten gefertigt. Das Thema "Food Contact" stellt die Branche vor große Herausforderungen. Die FPE, die sowohl global aufgestellte Unternehmen als auch KMU´s zu ihren Mitgliedern zählt, will auch bei diesem Thema Hilfestellungen leisten. Welche Schwerpunkte setzt die Organisation aktuell?

Stefan Glimm: Die Aufbauarbeit der letzten Jahre ermöglicht uns heute, unseren Mitgliedern blitzschnell Informationen und fachlich kompetente Antworten zu diesem Themenfeld zu geben. Diese Kernkompetenz der FPE wird weiter ausgebaut. Dazu ein Beispiel aus der Praxis zum Migrationsproblem bei der Verpackung eines Großverwenders: Da hatte ein kleines Unternehmen einen Messfehler gemacht, sodass der Großkunde glaubte, dass das gesamte Segment ein Problem hat, von dem auch andere Lieferanten massiv betroffen gewesen wären. Hier konnten wir durch schnelle Reaktion und sachliche Aufklärung den Schaden von der gesamten Lieferkette fernhalten. Dies zeigt: Die FPE hat ein sehr gut funktionierendes Krisenmanagement aufgebaut, dass in solchen Situationen Hilfestellung leistet und zu schnellstmöglicher Aufklärung im Sinne aller Beteiligten beiträgt.

Weitere Beispiele unserer Arbeit sind regelmäßig in Auftrag gegebene Studien zu aktuellen messtechnischen oder lebensmittelrechtlichen Fragen, die es unserer Branche erlauben, ihre Informations- und Sorgfaltspflicht effizient und kostengünstig wahrzunehmen. Grundsätzlich binden wir alle Mitgliedsfirmen zu diesen Branchenthemen ein. Durch die enge Verzahnung zwischen FPE und seinen Mitgliedsunternehmen verfügen wir über eine sehr hohe Expertise.

verpacken-aktuell.de: Die FPE ist heute der einzige Verpackungsverband, der seine Daseinsberechtigung nicht allein einer Materialfraktion verdankt bzw. der materialneutral argumentiert. Wie weit gelingt es Ihnen, damit Schule zu machen?

Stefan Glimm: Wie bereits angeklungen ist, arbeiten die Hersteller flexibler Verpackungen mit zahlreichen Rohstoffen und Packmitteln, sie verknüpfen die besten Eigenschaften einzelner Materialkomponenten zu neuen Verpackungslösungen mit dem Ziel, die bestmögliche Produkt- und Verbrauchersicherheit mit geringstmöglichem Materialeinsatz zu erlangen. Daraus leitet sich das Selbstverständnis der FPE ab, Verpackungsfragen materialneutral zu betrachten. Die Marktentwicklung gibt der Branche Recht: Flexible Verpackungen sind nach wie vor ein Wachstumsmarkt mit überproportionalen Zuwachsraten gegenüber starren Verpackungen. An sie werden aber auch immer höhere Qualitätsanforderungen gestellt. "Schule machen" will die FPE dahingehend, dass sie jeden Ansatz unterstützt, der Verpackungen unter den Aspekten "Produktnutzen" und "Verbrauchersicherheit" bewertet. Das sind die zentralen Kategorien, unter denen Verpackungen im Wettbewerb der Packstoffe untereinander ihre Leistungsfähigkeit erbringen müssen.

verpacken-aktuell.de: Ähnliche Gedanken liegen vermutlich auch der zur interpack 2011 in Vorbereitung befindlichen Veranstaltung zum Thema "Safe Food" zugrunde, die in Kooperation mit der FAO durchgeführt wird. Wird dieser Kongress auch von der FPE als Plattform für ihre Anliegen genutzt?

Stefan Glimm: Wir begrüßen die Initiative der Messe Düsseldorf sehr und unterstützen sie im begleitenden Arbeitskreis der interpack. Der Ansatz der Veranstaltung deckt sich mit dem von Lebenszyklusanalysen, die die verschiedenen Glieder der Wertschöpfungs- und Lieferkette insgesamt betrachten. Eine Bemerkung dazu am Rande: Zu LCAs für verschiedene Lebensmittel gibt es auf der Homepage der FPE (www.flexpack-europe.org) umfassende Informationen. Und die Veranstaltung deckt sich mit unserer Botschaft, dass Verpackungen erst einen nachhaltigen Konsum ermöglichen, indem sie dafür sorgen, dass die Lebensmittel unversehrt beim Verbraucher ankommen und nicht verderben - womit sie und insbesondere auch flexible Verpackungen eben Teil der Lösung eines ressourceneffizienten Konsums sind.

1 Version 5.0 des Code für GMP der FPE ist über die website www.flexpack.org nachzulesen.

(st)

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