Thailand: Nachfrage nach Kunststoffen steigt wieder
Im Gesamtjahr 2009 sanken die thailändischen Einfuhren von Kunststofferzeugnissen nach Erkenntnissen der Germany Trade and Invest (gtai) auf der Basis von Angaben des Handelsministeriums um 15,1 Prozent auf 2,1 Mrd. US$. In den Jahren zuvor hatten die Branchenimporte noch stetig angezogen, wobei sich die Steigerungsraten zwischen 6 und 10 Prozent bewegten. Etwa 37,6 Prozent der Einfuhren von Kunststoffen entfielen 2009 auf Folien und -halbzeuge sowie auf Rohre und Leitungen (4,2 %). Die wichtigsten Herkunftsländer waren Japan, die VR China, Malaysia und die USA. Angesichts des allgemeinen Aufschwungs bei den Importen, die im 1. Halbjahr 2010 um mehr als 50 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode explodiert waren, dürften sich auch die Einfuhren von Kunststoffen relativ schnell wieder erholen.Auch die Entwicklung der Exporte zeigte 2009 nach unten. Mit 2,3 Mrd. $ lagen die Ausfuhren von Kunststoffen um 14,4 Prozent unter dem Resultat des Vorjahres. Seit 2004 hatten die Branchenexporte noch deutlich zugelegt und mitunter Wachstumsraten von 20 Prozent realisieren können. Die drei wichtigsten Ausfuhrpositionen setzten sich 2009 aus Folien und -halbzeuge (32,1 %), Beutel und Tüten (22,7 %) sowie Geschirr (4,5 %) zusammen. Die größten Abnehmer von thailändischen Kunststofferzeugnissen waren nach Auskunft des Handelsministeriums die USA, Indonesien und Australien. Die in der Vergangenheit im Vergleich mit der Importseite höheren Wachstumsraten der Kunststoffexporte spiegeln die zunehmende internationale Konkurrenzfähigkeit der thailändischen Branchenfirmen wider.
Für einen zukünftigen Aufschwung sprechen nach Einschätzung der Regierungsinstitution Office of Industrial Economics (OIE), dass die lokalen Hauptabnehmersektoren für Kunststofferzeugnisse wie die Kfz- und Elektronikindustrie, die Herstellung von Festplatten, die Nahrungsmittel- und die Verpackungsbranche sowie das Baugewerbe 2010 zum Teil sehr hohe Wachstumsraten aufweisen. Des weiteren wirkten sich die 2009 initiierten internationalen Konjunkturpakete weiterhin positiv auf die Auslandsnachfrage nach thailändischen Erzeugnissen aus. Übergreifend sollen die Ausfuhren Thailands 2010 um fast 20 Prozent nach oben zeigen, was die Nachfrage der stark exportabhängigen Kunststoffindustrie ankurbeln dürfte.
Als Antriebsfeder entpuppt sich für den thailändischen Kunststoffsektor zunehmend die Etablierung der Freihandelszone AFTA (ASEAN Free Trade Area), die am 1. Januar des Jahres mit der drastischen Reduzierung der intraregionalen Zölle in ein neues Entwicklungsstadium eingetreten ist. Die Firmenumsätze mit Verpackungsmaterialien für den Nahrungsmittel- und Getränkesektor dürften sich vor diesem Hintergrund 2010 verdoppeln. Um mit der rapiden Entwicklung Schritt halten und weitere Skaleneffekte generieren zu können, bestellen demnach thailändische Unternehmen neue Technologie aus Europa. Darüber hinaus wollen Firmen aufgrund der steigenden Nachfrage aus dem Nahrungsmittelsektor in die Ausweitung der Kapazitäten investieren.
Thailands Produktpalette im Bereich Kunststoffe umfasst vor allem Tüten, Säcke, Folien und Folienhalbzeuge. Etwa 3.500 Branchenfirmen waren 2009 im Kunststoffsektor tätig, wovon die meisten als kleine oder mittelständische Betriebe eingestuft werden. Nur rund 10 Prozent der Unternehmen sind große Gesellschaften. Der Gesamtumsatz des Sektors soll sich Schätzungen zufolge auf 370 Mrd. Thai Baht (THB) beziehungsweise 3,3 Mio. t belaufen. Die Produktionskosten setzen sich im Schnitt zu 70 Prozent aus Rohstoffen, 10 bis 15 Prozent aus Arbeitslöhnen, 8 Prozent aus Energieaufwendungen und 7 bis 12 Prozent aus sonstigen Kosten zusammen.
Hauptabnehmer für Kunststoffe in Thailand sind nach Angaben des Instituts PTIT (Petroleum Institute of Thailand) Hersteller von Verpackungen mit einem Anteil von 49 Prozent, gefolgt von Elektronikteilen (12 %), der Kfz-Industrie (7 %), dem Baugewerbe mit 6 Prozent sowie Textilien, Schuhen und dem Bausektor mit 6 Prozent. Verpackungen dürften künftig vor allem im Zuge der in Thailand immer stärker um sich greifenden Nutzung von Fertiggerichten weiter an Bedeutung gewinnen. Als weiterer Trend sehen Branchenexperten eine stärkere Fokussierung auf natürlich abbaubare Produkte wie Biokunststoffe voraus, wo Thailand aufgrund seiner natürlichen Ressourcen ein enormes Potenzial eingeräumt wird.