VERPACKEN-AKTUELL

Informationen aus der Verpackungsbranche

Kalorien reichen für 9 Milliarden Menschen

Verpackungstechnik soll Hungerproblematik entschärfen helfen

31. Januar 2011, von Susanna Stock

Werner Dornscheidt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf; Robert Van Otterdijk, Beauftragter für Agrarwirtschaft, Abteilung Ländliche Infrastruktur und Agrarwirtschaft in Rom; Prof. Dr. Klaus Töpfer, derzeit Exekutivdirektor des IASS (Institute for Advanced Sustainability Studies e.V., Potsdam). (v.l.n.r)

Quelle: Messe Düsseldorf/Constanze Tillmann

Die Messe Düsseldorf erarbeitet das Sonderthema in Zusammenarbeit mit der FAO und den Trägerverbänden der interpack. Neben der Beleuchtung der aktuellen Situation werden beispielsweise Lösungen und Konzepte präsentiert, wie Verpackungen durch ihre Schutzfunktion dem Verderben von Lebensmitteln von der Produktion bis zum Verzehr effektiv entgegen wirken können, wie die Initiatoren anlässlich einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche in Berlin verkündeten. Dazu werden im Vorfeld von der FAO drei Studien erstellt, die am 16. und 17. Mai im Rahmen eines Kongresses im Düsseldorfer CCD Ost vorgestellt werden. Parallel ist eine Ausstellung im Save Food-Pavillon auf dem interpack-Gelände geplant.

Entwicklung der Weltbevölkerung: Zur Mitte dieses Jahrhunderts erwarten Experten das Ansteigen der Weltbevölkerung auf ca. 9 Milliarden Menschen.

Quelle: Messe Düsseldorf/Save Food (UN World Population Prospects: The 2008 Revision, Bearbeitung VDMA)

Zu den Hintergründen der Initiative, die von den Protagonisten im Vorfeld der interpack bereits der internationalen Fachwelt bekannt gegeben wird, erklärte Werner M. Dornscheidt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf: "2050 werden neun Milliarden Menschen auf unserem Planeten leben. Die Bevölkerungsexplosion betrifft zu 95 Prozent die Länder, in denen schon heute Not herrscht. Völlig unklar ist, wie es gelingen soll, sie alle mit Nahrung und Wissen zu versorgen und vor Krankheiten zu schützen. Dieser Not sollen die sogenannten "Millenniumsziele" der Vereinten Nationen entgegenwirken. Bis 2015 sollen extreme Armut und Hunger vom Globus verschwinden. Die Zwischenbilanz ist ernüchternd: Noch immer leiden eine Milliarde Menschen an Hunger. Laut UNICEF ist jedes vierte Kind unter fünf Jahren untergewichtig. Ein Grund für Mangel an Nahrung weltweit ist die Verschwendung und der Verlust von Lebensmitteln. In den wenig entwickelten Ländern verderben jeden Tag bis zu vierzig Prozent der Nahrungsmittel bevor sie den Konsumenten erreichen - auch wegen fehlender Verpackung. Mangel dort - Überfluss hier: Hier in Europa werden bis zu dreißig Prozent aller Lebensmittel ungenutzt entsorgt. Man schätzt, dass EU-weit jährlich über 70 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeschmissen werden. In unserer Überflussgesellschaft landet ungefähr die Hälfte der produzierten Lebensmittel auf dem Müll. Experten meinen, allein was wir an noch Brauchbarem wegwerfen, könnte den unterversorgten Teil der Menschheit satt machen."

Verpackung kann zur Lösung beitragen

So entstand die Idee, Know-how und Kontakte für die Initiative Save Food zu nutzen und die Premiere zeitgleich zur interpack stattfinden zu lassen. Sie soll die Beteiligten entlang der Wertschöpfungskette aus Agrarwirtschaft, Industrie, Handel, Verwaltung, Politik, Forschung und NGOs "an einem Tisch" zusammenführen. "Wir wollen eine Plattform für Wissensaustausch und kritische Debatten schaffen und ein Schaufenster bauen für Lösungen und Best Practices. Save Food soll zeigen, wie in den einzelnen Elementen der Wertschöpfungskette von Lebensmitteln ein Beitrag gegen die weltweiten Verluste von Nahrungsmitteln geleistet werden kann," so Dornscheidt weiter.

Nach Experteneinschätzungen reichen die weltweit verfügbaren Agrarflächen auch noch aus, um die erwartete Weltbevölkerung von über neun Milliarden Menschen zu ernähren: Die Theorie besagt, dass die Menge der erzeugten Agrarprodukte nach dem Faktor "Kalorien" reichen. Doch so lange nicht alle Menschen auch die Chance haben, sichere Lebensmittel im nötigen Maße und regelmäßig zu erhalten, bleibt noch viel zu tun.

Verpackte Nahrungsmittel nach Regionen: Die Bevölkerungsentwicklung zieht eine Veränderung der Handelsvolumina mit verpackten Lebensmitteln nach sich: in den gesättigten Märkten nimmt es ab.

Quelle: Messe Düsseldorf (Euromonitor International, Bearbeitung VDMA)

Die Messe Düsseldorf hat der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen in Rom die Idee der Initiative Save Food vorgestellt. Es wurde eine Kooperation vereinbart, bei der alle Seiten ihre Expertisen zusammen führen. Die FAO wird drei grundlegende Studien zum Thema Nahrungsmittelverluste vorstellen, die derzeit weltweit erarbeitet werden.

Zur Premiere der Initiative im Mai wurden drei Säulen benannt, die sie tragen:

1. Der internationale Kongress findet am 16. und 17. Mai im Congress Center der Messe Düsseldorf statt (Siehe auch Kasten: Programmablauf). Zwei Tage lang diskutieren Experten aus allen Regionen der Welt die Ergebnisse der FAO-Studien und Themen wie Welternährung und Nahrungssicherheit, Urbanisierung, Lebensmittelentwicklung und -vermarktung, Logistik, Recycling und Agrarwirtschaft.

Dabei soll erarbeitet werden, welche Lösungsansätze die Politik und die UN sehen und welche Konzepte die Verantwortlichen der Lebensmittelwertschöpfungskette anbieten: vom Acker zum Teller oder "from farm to fork". Derzeit tragen die Initiatoren auch Beispiele von Kooperationen zwischen Regierungen, NGOs und Unternehmen zusammen, die zum Kongress präsentiert werden. Dann wird auch die Verpackungsindustrie Farbe bekennen und ihre möglichen Beiträge nennen.

2. Die zweite Säule der Initiative sind die bereits erwähnten drei Studien, die im Auftrag der Welternährungsorganisation derzeit unter anderem bei Instituten in Schweden und den Philippinen entstehen. Sie sind tituliert:

  • Food Losses in Medium and High-Income Countries
  • Food Losses in Low-income Countries
  • Investing into Appropriate Packaging Technology in Low-income Countries.

3. Die dritte Säule ist eine Sonderausstellung während der gesamten Dauer der interpack. Geplant ist eine attraktive Ausstellung mit anregenden Elementen, die die Inhalte des Kongresses und gute Praxisbeispiele greifbar machen. Es gibt Raum für gute Praxisbeispiele: Unternehmen und Verbände können hier innovative Ansätze aus Verpackungs- und Lebensmittelindustrie und Business Cases zur Lösung der im Kongress behandelten Probleme zeigen. Auf einer Freifläche grenzt ein großer Gastronomiebereich an, der allen Messebesuchern zur Verfügung steht.

Bewusstsein stärken

Werner Dornscheidt, Robert Van Otterdijk,[nl]Prof. Dr. Klaus Töpfer (v.l.n.r.)

Quelle: Messe Düsseldorf/Constanze Tillmann

Robert van Otterdijk, Beauftragter für Agrarwirtschaft, Abteilung Ländliche Infrastruktur und Agrarwirtschaft bei der FAO in Rom, erläuterte auf der Pressekonferenz:

"Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und die interpack 2011 organisieren erstmals einen Kongress unter dem Motto Save Food, um das Bewusstsein für Ausmaß und Ursachen globaler Nahrungsmittelverluste zu stärken. Hauptziel der FAO ist die Bekämpfung von Hunger und Armut und die Sicherstellung der Ernährungssicherheit für alle Menschen. Die Reduzierung der Lebensmittelverluste ist für die FAO von großer Bedeutung zur Bekämpfung des Hungers und zur Verbesserung der Einkommen und der Ernährungssicherheit in den ärmsten Ländern der Welt. Die Initiative zeigt auf, dass es der Zusammenarbeit zwischen FAO und dem privaten Sektor bedarf, um Lösungen zur drastischen Reduzierung der enormen Nahrungsmittelverluste zu finden."

Internationaler Kongress Save Food, 16./17.5.2011

Die Teilnahme am Kongress und begleitender Ausstellung kostet 950,- Euro zuzügl. Mehrwertsteuer (incl. 3-Tages-Ticket für die interpack; NGO's, Non-Profit-Organisationen und Forschungseinrichtungen steht ein begrenztes Freikartenkontingent zur Verfügung; Anmeldung unter www.save-food.org)

(st)

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