Wellpappenindustrie wächst doppelt so stark wie BIP
Quelle: VDW
Anlässlich ihrer Jahrespressekonferenz vermeldete der Verband der (deutschen) Wellpappenindustrie(VDW) die positiven Entwicklungen der Branche im Jahr 2010, aus der das Mengenwachstum um 7 % gegenüber 2009 besonders herausstach. Denn mit diesem Absatzplus ist die Branche fast doppelt so stark gewachsen wie das Bruttoinlandsprodukt des letzten Jahres. Das zeigt unter anderem auf, wie stark die unterschiedlichsten Produktpipelines der Industrien im letzten Jahr nach der Schwächephase in 2009 wieder aufgefüllt wurden: Mit wieder ansteigendem Konsum wie auch dem wachsenden Export stieg der Bedarf an Transportverpackungen und anderen Wellpappenerzeugnissen entsprechend an. Um ca. 4,9 % stiegen die Durchschnittserlöse für Wellpappe in 2010.
Doch für den Vorsitzenden des VDW, Dr. Jan Klingele, hat die positive Mengenentwicklung auch Schattenseiten: Die für die Erzeugung so wichtigen Rohstoffe, in erster Linie Altpapiere und Stärke (die als Leim benötigt werden), verteuerten sich im Berichtszeitraum derart stark, dass die jetzige Ertragssituation der VDW-Mitgliedsfirmen sehr unbefriedigend ist. Noch ist es nicht gelungen, die allseits gestiegenen Preise in die Lieferketten weiterzugeben. Und damit ist die Erlössituation weiterhin nicht wunschgemäß.
Mit einer Steigerung um 465 Mio. Quadratmetern erreichten die Absatzmengen in 2010 den Wert von knapp 7,1 Mrd. m². Die Umsatzentwicklung der Branche, die für 2009 noch ein Minus von 16 % hinnehmen musste, tendierte 2010 wieder deutlich positiv mit plus 12,3 %; die Kosten für Rohstoffe sind nach Angaben von Dr. Klingele seit der zweiten Jahreshälfte 2009 um teilweise 60 % (für Stärke) und zeitweise um bis zu 90 % (für Altpapier) gestiegen. Da auch die Energiekosten steigen rechnen Marktbeobachter für 2011 mit definitiv weiter steigenden Preisen für Wellpappenerzeugnisse.
Arbeitsplätze hat die Branche trotz der Krise nicht abgebaut, in 2010 stieg die Beschäftigtenzahl leicht auf 15.325 (+0,5 %). Die Kapazitätsauslastung der Werke lag 2010 dank einer Steigerung um sechs Prozent auf 89 %; vor dem krisenbedingten Einbruch lag dieser Wert über viele Jahre stabil bei 90 % (+/- 0,5 %).
Die Prognose des VDW für das laufende Jahr (im Dezember 2010 hatte der Verband ein durchschnittliches Wachstum von 3 % für 2011 vorhergesagt) sieht Dr. Klingele nach den ersten beiden Monaten bestätigt. Insgesamt sieht er das Material Wellpappe in seinen typischen Einsatzbereichen gut aufgestellt: Das Image des Verpackungsmaterials ist positiv und wird von Kunden, Handel und Verbrauchern geschätzt.
Gefordert fühlt sich der Verband auch gegenüber der Politik: Im Rahmen der Diskussionen um eine weitere Novellierung der Verpackungsverordnung will der VDW plädieren, "eine grundlegende Überarbeitung dieser Verordnung zu schaffen, in der die umwelt- und abfallpolitischen Ziele endlich den Gegebenheiten und Anforderungen des Marktes angepasst werden. Dazu gehört die Herausnahme von Verpackungen aus Papier, Karton und Pappe aus dem Geltungsbereich der VerpackungsVO. Es gibt schlicht keinen Regelungsbedarf für Materialien, die ohnehin fast zu 100 % wiederverwertet werden und als Sekundärrohstoff herausragende wirtschaftliche und ökologische Bedeutung haben".
(st)