Flint Group
Einkaufswahrheit ungeschminkt: Preissteigerungen überall
"Es ist eine unbequeme Wahrheit," ("an in(k)convenient truth") sagte Jan Paul van der Velde, Senior Vice President und Mitglied des Executive Management Teams von Flint Group, während einer NAPIM Konferenz in Miami Ende April 2011, "dass die Kostensteigerungen, die unsere Branche derzeit erlebt, weitaus größer sind, als die in 2008, als wesentliche Kostenfaktoren durch die steigende Erdölpreise nach oben schnellten. Auch wenn wir damals dachten, die Situation sei schlimm, so sind die aktuellen Preiserhöhungen bereits doppelt so hoch, und es ist noch kein Licht am Ende des Tunnels in Sicht".J. P. Van der Velde erläuterte, dass die Hintergründe der aktuellen Steigerungen vielmehr grundsätzlicher ökonomischer Natur sind. "Viele Druckfarbenhersteller verweisen bei der Erklärung der steigenden Kosten noch immer zuerst auf die Entwicklung der Erdölpreise, aber während Erdöl in den letzten beiden Jahren einer konstanten Inflation unterlag, sind die eigentlichen Gründe der Steigerung in einem Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage zu sehen."
Sowohl Angebot als auch Nachfrage haben sich wesentlich verändert. Die Krise in 2009 hat dazu geführt, dass Hersteller ihre Überkapazitäten abgebaut haben. "Das war zum damaligen Zeitpunkt für die Hersteller zwar schmerzlich, aber es versetzt sie nun in die Lage, ihre Zielmärkte fokussierter auswählen zu können und nur die Märkte mit guten Umsatzrenditen zu bedienen. Die Druckfarbenindustrie ist seit jeher nicht für seine Margengenerierung bekannt und diente vielmehr dazu, freie Kapazitäten aufzufüllen. Weitere Fusionen und Übernahmen haben darüber hinaus zu einer Konsolidierung des Zulieferer-Marktes geführt, mit der Folge, dass die wenigen Anbieter am Markt immer ähnlicher agieren."
Während sich die Druckfarbenindustrie einigermaßen erholt hat, konnten andere Branchen, wie zum Beispiel die Lack- und Automobilindustrie in bestimmten Regionen ein sehr deutliches Wachstum verzeichnen. "Das Bruttoinlandsprodukt von China beispielsweise, eine der bedeutendsten Zulieferregionen der Druckfarbenindustrie, ist in den vergangenen 15 Jahren durchschnittlich um 8,5% gestiegen. Dies hat den Inlandsverbrauch an Rohstoffen enorm nach oben getrieben, die somit nicht mehr für den Export zur Verfügung stehen. Hinzu kommt, dass viele Rohstoffe, die bis dato zu den favorisierten Industriezweigen in China gezählt haben, mittlerweile anders beurteilt werden, was zu einem Umschwenken weg von Exportsubventionen und hin zu Zusatzbesteuerung führen kann. Und schließlich führt allein die kontinuierliche Stärkung des Yuan gegenüber dem USD zu einer 2-3%-igen Inflation der Rohstoffkosten in Europa und Nordamerika."
"Obwohl sich die Kosten nahezu aller Rohstoffgruppen derzeit im Aufwärtstrend befinden, stellen Phenolharze, durch den Preisanstieg bei Kolophonium und Tallöl, die größte Herausforderung für unsere Industrie dar. Daneben sind Pigmente aufgrund stetiger Preissteigerungen ebenfalls ein großes Thema. Auch Titandioxid, Nitrozellulose, Lösemittel, Ruße, Metalle, Baumwollerzeugnisse, Wachse, Mineralöl usw. weisen eine überaus deutliche Inflation auf."
Seine Präsentation schloss J. P. Van der Velde schließlich damit, dass er einen großen Mythos für beendet erklärte: "Manche Leute glauben, dass die Verfügbarkeit kostengünstiger Rohstoffe aus Asien ewig andauert. Vergessen Sie es! Viele Materialien sind knapp und Asien entwickelt sich zunehmend zu einem Anbieter von Rohstoffen, die Mehrwert bieten. Mit Blick auf die Zukunft kann ich Ihnen daher, wie alle Einkäufer unserer Industrie sagen, dass die Rohstoffknappheit eine große Herausforderung darstellt, und die Versorgungssicherheit auf der Agenda vieler Einkäufer ganz oben steht und wahrscheinlich auch noch eine ganze Weile dort stehen wird und, dass dies natürlich auch Konsequenzen auf die Druckfarbenindustrie haben wird."
Die Präsentation von Jan Paul van der Velde steht auf der Website der Flint Group zum Download zur Verfügung.
(st)