VERPACKEN-AKTUELL

Informationen aus der Verpackungsbranche

3. Europäische Standbodenbeutel-Tagung widmet sich neuen Herausforderungen

Innovationen bringen Standbeutel voran

21. August 2012, von Susanna Stock

Besonders in Großbritannien feiert dieser neue Standbodenbeutel von Smurfit derzeit große Erfolge.

Quelle: Smurfit Kappa

Zum dritten Mal widmet sich eine Tagung[1] den Entwicklungen rund um die Technologie der Standbodenbeutelfertigung. Das zweitägige Programm geht ein auf aktuelle Markterfolge und - so das Schwerpunktthema in diesem Jahr - die Innovationen, die entweder mit den sogenannten Pouches auf den Weg gebracht werden oder zu neuartigen Beutelkonzepten führen. Veranstalter ist die Innoform Coaching GbR in Zusammenarbeit mit Henno Hensen, Hensen Consult.

Die Organisatoren zeigen sich überzeugt, dass dem Packmittel Pouch in unterschiedlichsten Varianten eine wachstumsstarke Zukunft bevorsteht, nicht zuletzt weil das Zusammenwirken von individuellem Füllgut, Maschinentechnologie und Folienentwicklungen immer weiter optimiert wird und die Lieferketten enger kooperieren. Im Gespräch erläutern Karsten Schröder (Innoform) und Henno Hensen (Hensen Consult) den Anspruch der Tagung und die Rolle des Standbodenbeutels im internationalen Verpackungsmarkt.

verpacken-aktuell.de: Können Sie eine Einschätzung geben, wie etabliert der Pouch gemäß heute im Markt eingesetzter Technologie(n) ist und wie dringend Innovationen vom Markt erwartet werden, um die Beutel noch erfolgreicher einsetzen zu können?

Karsten Schröder, Geschäftsführer bei Innoform GmbH Testservice/Oldenburg.

Quelle: innoform

Karsten Schröder: In seiner Entwicklungsgeschichte ist der Standbodenbeutel schon oft Tod gesagt worden - der Markt hat immer wieder das Gegenteil bewiesen. Eine aktuelle Studie der Marktforschungsgesellschaft Allied Development Corp.[2] sagt ein weiteres Wachstum auf über 4 Mrd. $ im Jahr 2016 voraus. Aber richtig ist, dass die Etablierung der Standbeutel nach wie vor stark von Füllgut und Einsatzbereich abhängig ist. So ist eine Capri-Sonne im Pouch eine selbstverständliche Einheit. Aber diverse andere Projekte, wie Beispiele für Suppen im Beutel in Europa zeigen, sind gefloppt. Andere Anwendungen haben es klar geschafft. Insgesamt ist der Standbeutel als Verpackungskonzept sehr gut etabliert und ich sehe auch eine starke Zunahme an Engineering-Investitionen in Europa und weltweit.

Henno Hensen von Hensen Consult.

Quelle: Henno Hensen

Henno Hensen: Seit gut zwei Jahrzehnten hat sich das zunächst kleine Marktsegment mit jährlichen Zuwachsraten von 15-20% gut entwickelt, inzwischen wird für 2012 von einer Menge von ca. 24,5 Mrd. Beuteln in Europa und weltweit von 76 Mrd. Beuteln gesprochen. Das ist schon eine ansehnliche Menge und man kann sicher sagen, dass das Packmittel etabliert ist. Aber Innovationen sind weiterhin unbedingt notwendig. Zum Beispiel ist es in der Gesellschaft noch überhaupt nicht selbstverständlich, aus dem Beutel zu trinken, vor allem ältere Menschen trinken lieber aus stabilen Behältern. Man sieht schon daran, dass in fast jedem PKW heute Aufnahmefächer für Flaschen oder Becher existieren, nicht aber ein Halter für Beutel, dass diese Verpackungslösung noch nicht selbstverständlich ist. Solch ein neuer Ansatz wäre sicher nur ein kleiner Schritt auf einem längeren Weg, und es fehlt auch an mehr als nur einem "Haken" - doch warum sollten Verbraucher es zum Beispiel nicht schätzen, unterwegs ein just-in-time gekühltes Getränk zu genießen? Das kann mit Beuteln möglich werden.

verpacken-aktuell.de: Welche erkennbaren Hürden (Technik/Marketing/Verbraucherakzeptanz) müsste der Pouch kurzfristig überwinden, um noch bessere Marktdurchdringung zu erlangen?

Karsten Schröder:
Nach meiner Einschätzung wird der Standbeutel heute noch zu sehr bestimmten Produktgruppen zugeordnet, die sich gegenseitig nicht fördern. Der Beutel für Katzenfutter zum Beispiel wird ganz anders wahrgenommen als einer für Waschmittel oder für Erfrischungsgetränke. Ich denke, es bedarf noch einiger Anstrengungen, um die Verbraucher zu überzeugen, dass es sich bei Standbeuteln nicht um Billigpackungen oder ausschließlich Nachfüllpackungen handelt.

Henno Hensen:
Natürlich geht es weit über den vorhin angesprochenen Ansatz eines Hakens im PKW hinaus. Es braucht eine logische Verarbeitungskette vom Produkt über die Folie, den passenden Verschluss, den Beutel selbst und die Füll- und Verschließtechnologie. Ich will die Endverpackung nicht vergessen. Eine Entwicklung, die auf der 2. Standbeutel-Tagung vorgestellt wurde, wartet inzwischen mit deutlich verbesserter Technik auf. Und ein renommierter Nahrungsmittelhersteller mit weltweit gutem Ruf wird ab Anfang 2013 mit einem Produkt auf dieser technischen Basis auf den Markt kommen. Es ist heute noch zu früh, mehr darüber zu sagen. Aber so viel doch: Abfüllleistungen von 300 bis 1.000 Beutel/Min. werden erreicht. Und damit ist es wirtschaftlich möglich, auch der PET-Flasche preislich so nahe zu kommen, dass der Wechsel zum Beutel viel interessanter wird.

Standbeutel von Smurfit Kappa - eine zunehmend akzeptierte Alternative zu Glas:

Quelle: Smurfit Kappa

Die neue Reihe von Standbeuteln namens Pouch-up© von Smurfit mit einem Volumen von 1,5 bis 3 Litern wächst kontinuierlich auf dem Weinmarkt.

Anlässlich ihrer Einführung auf der Weinfachmesse London International Wine Fair erklärte Kevin Heath, Sales Director, Smurfit Kappa Bag in Box, Großbritannien und Irland: "Dieser neue Pouch-up© mit einem Volumen von 1,5 Litern wird bereits von dem führenden Weinverpacker Broadland Wineries in Großbritannien eingesetzt, dem eine halbautomatische Befüllungsmaschine an seine Weinbefüllungsanlage in Cawston, Norfolk, geliefert wurde." Er fährt fort: "Wir sind davon überzeugt, dass Pouch-up© die Verpackungsform der Zukunft ist und das Aussehen von Weinregalen und -gängen verwandeln wird. So wird eine leichtere Verpackung, die überallhin mitgenommen werden kann, mit einem 80% niedrigeren CO2-Fußabdruck als Glasverpackungen geboten. Diese Beutelverpackung hat sich bereits bei führenden Einzelhändlern etabliert, einschließlich der Supermarktkette ASDA, die vier Weinbeutel mit eigenem Label zu 9 £ (umgerechnet ca. 11,54 €) auf den Markt bringt."

Der Pouch-Up® ist nicht nur für den Weinmarkt geeignet, sondern wurde von Smurfit Kappa auch für weitere Anwendungen entwickelt, wie z. B. Cocktails und frische Fruchtsäfte, einschließlich einer mit dem Worldstar ausgezeichneten und für Manchester Drinks hergestellten Cocktail-Verpackung.

verpacken-aktuell.de: Als Mitgestalter des Programms der Konferenz und langjähriger Begleiter dieses Marktsegments werden auch Sie einen Vortrag beisteuern, der sich mit dem Prinzip eines kühlenden oder wärmenden Beutels befasst. Wie weit ist diese Entwicklung gediehen und welche Marktbedürfnisse sollen damit beantwortet werden?

Henno Hensen:
Gemeinsam mit meinem Partner Harald Saelens werden wir erläutern, wie die Hürden in diesem Projekt genommen wurden. Zum Hintergrund nur soviel: Wir sehen unterschiedlichste Anwendungsbereiche für Lösungen, die ad hoc eine warme Mahlzeit oder ein gekühltes Getränk möglich machen. Zum Beispiel brauchen Soldaten in kalten Nächten warme Getränke, die ohne Risiken zu handhaben sind. Oder Opfer von Naturkatastrophen müssen kurzfristig mit Nahrung und Getränken versorgt werden - und das in einem logistisch sehr komplexen Umfeld. Auch Extremsportler benötigen zum Beispiel hoch kalorienhaltige Getränke, leicht und sicher verpackt. Und als letztes Beispiel die moderne Mutter, die auch unterwegs praktische und sichere Verpflegung ihres Babys möchte. Da gibt es zwar schon einzelne Angebote, die aber sehr komplex oder teuer sind.

Unsere Entwicklung ist soweit gediehen, dass wir Beutel zeigen können, die drei Suppenvarianten enthalten - nach dem Motto "heat it". Es war ein langer Weg bis zu dieser Präsentation und ich freue mich sehr, die Ergebnisse in Wiesbaden zeigen zu können.

verpacken-aktuell.de: Nach bereits zwei erfolgreichen Beutel-Konferenzen in den letzten Jahren: Wohin hat sich der Markt in den letzten 3 Jahren entwickelt? Und welche Impulse erwarten Sie von der 3. Tagung für das Gesamtkonzept Beutel bis zur nächsten Veranstaltung?

Karsten Schröder:
Wir glauben, dass eine kontinuierliche Veranstaltung im europäischen Format durchaus Akzente setzen kann - und muss. Wir wissen aus vielen Rückmeldungen von Teilnehmern, dass diverse Projekte und Produkte durch die Konferenz bekannter geworden sind. Dadurch haben sie zusätzlichen Auftrieb erhalten oder überhaupt den Durchbruch geschafft. Ein Beispiel dafür ist das zunehmende Angebot an Fruchtmischungen im Standbeutel, die Kakaogetränke in Kartonverpackungen an Schulen ersetzen. Auch das haben wir auf der vergangenen Tagung vorgestellt und es hat seitdem großen Auftrieb erhalten.

Das Hauptanliegen für die diesjährige Konferenz ist es aber für uns, Menschen mit unterschiedlichen Blickwinkeln zusammen zu bringen und ein wirklich "weltumspannendes" Programm zu bieten, was durch Sprecher aus den USA und Japan unterstrichen wird.

Henno Hensen:
Es ist uns gelungen, eine Reihe von Maschinenherstellern zu gewinnen, die das Neueste zur Aseptik vortragen werden. Dies ist eine Innovation, die laut unterschiedlicher Aussagen bereits technisch umsetzbar ist - wir wollen den Teilnehmern der Konferenz die Chance eröffnen, dass Details dazu auch schlüssig erklärt werden. Wenn dies nicht gelingt, schaffen wir zugleich einen weiteren Ansporn, nächste Schritte zu unternehmen. Es ist nicht zu verkennen, dass auf diesem Gebiet sehr lange Wege zurückgelegt werden müssen bis zum Erfolg.

Die Fragen stellte Susanna Stock

[1] 3. Europäische Standbodenbeutel-Tagung am 16./17. Oktober 2012, Wiesbaden, Programm und weitere Informationen unter www.innoform-coaching.de

[2] Quelle: Weiterhin starkes Wachstum für Standbodenbeutel erwartet

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(st)

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