8. Deutscher Verpackungskongress
Ethisches Unternehmertum und nachhaltige Strategien
Quelle: DVI
Über 150 Führungskräfte aus Industrie, Handel und Markenartiklern trafen sich am 14. März beim Deutschen Verpackungskongress 2013 in Berlin. Der vom Deutschen Verpackungsinstitut (dvi) veranstaltete Branchengipfel diskutierte erfolgreiche Strategien für Nachhaltigkeit und Prinzipien ethischer Unternehmensführung, Markenbindung über Verpackung, Marketing durch Maschinen, aktuelle Ergebnisse aus der Forschung und Konzepte für die Zukunft. Neben Informationen und Insights bot das Netzwerktreffen seinen Teilnehmer viel Zeit und Raum für Diskussionen, Wissenstransfer und neue Kontakte. Winfried Batzke, Geschäftsführer des dvi, zieht ein positives Fazit: „Die vielen positiven Rückmeldungen zeigen uns, dass sich der Kongress als Netzwerkplattform und Impulsgeber fest etabliert hat. Die Zahl der teilnehmenden Geschäftsführer und Entscheidungsträger steigt jährlich und es gibt nur sehr wenige Veranstaltungen, die Know-how und Kontaktpflege so gut einen, wie der Deutsche Verpackungskongress.“
Einem Pionier und Vorreiter des Nachhaltigkeitsgedankens war es vorbehalten, den 8. Deutschen Verpackungskongress zu eröffnen: Prof. Dr. Claus Hipp, geschäftsführender Gesellschafter der HiPP-Werke, Entrepreneur des Jahres und Träger mehrerer Verdienstorden und Umweltpreise zeichnete in seinem Vortrag eine Blaupause ethischen Unternehmertums und gelebter Nachhaltigkeit. Das wichtigste Ziel sei dabei, das Leben für die kommenden Generationen lebenswert zu machen. Der Verpackung falle dabei die anspruchsvolle Aufgabe zu, die Werte des verpackten Guts zu erhalten und nach außen hin auszudrücken. Dabei dürfe sie nach Gebrauch nicht zur Belastung werden oder Werte vernichten, sondern solle im Gegenteil möglichst für die weitere Nutzung wertvoll sein.
Recyceltes PET und Insights vom POS
Anknüpfend an den Begriff der Ehrbarkeit hob Reinhard Schneider, Geschäftsführer der Werner & Mertz GmbH, bekannt durch die Marken Erdal, emsal und Frosch, die Vertrauenswürdigkeit des Absenders einer „grünen Botschaft“ hervor. Diese Vertrauenswürdigkeit sei nicht minder wichtig als die Botschaft selbst und müsse ganzheitlich aufgebaut werden. Wolle man Nachhaltigkeit erlebbar machen, beinhalte dies nicht nur das Produkt selbst, sondern in immer stärkerem Maße auch die Verpackung. Als Schwierigkeit erweist sich dabei, dass es nicht genügend hochwertiges, recyceltes PET gibt, weil das entsprechende R-PET zurzeit nur aus den funktionierenden Kreisläufen der Getränkeindustrie entnommen werden könne. Über eine 2012 gestartete Recyclat-Initiative versucht Werner & Mertz, diesen Zustand im Verbund mit Kooperationspartnern zu ändern. Ein zentrales Element der Initiative ist u.a. die Nutzung neuartiger und besserer Sortiertechnologien für eine hochwertige Weiterverwendung von PET aus dem Gelben Sack.
Im Anschluss an die Diskussionsrunde zu nachhaltigen Verpackungskonzepten und nachhaltiger Unternehmensphilosophie lüftete Line Kerrad, Geschäftsführerin von Stratégir, den Vorhang zu Erkenntnissen der Packungs- und Shopperforschung. Nach Line Kerrad hat jede Verpackung zwei Leben: Sie muss im Wettbewerbsumfeld des POS den Shopper ansprechen und jenseits davon den Verbraucher. Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften könnten helfen, sowohl Shopper als auch Verbraucher rational und emotional anzusprechen.
Unique Design Language und Marketing durch Maschinen
Seit Januar führt die Beiersdorf AG in über 200 Ländern schrittweise ein neues Design für das gesamte Nivea-Portfolio ein. Die neue Design-Sprache wurde unter der Leitung von Andreas Schabert entwickelt, der auf dem Deutschen Verpackungskongress spannende Einblicke in die zugrunde liegenden Prozesse und Entscheidungen gab. Vorteile bieten die neuen Verpackungen nach Angaben von Andreas Schabert auch in ökologischer Hinsicht. So konnte zum Beispiel bei den Flaschen bis zu 15 Prozent Material eingespart werden, bei den Etiketten sogar bis zu 23 Prozent und das bei voller Rezykliebarkeit aller eingesetzten Materialien.
Über Marketing durch Maschinen und die technischen Möglichkeiten für erfolgreiche Produkte sprach Johannes Linden von der Mall+Herlan GmbH. Für den Geschäftsführer des Weltmarktführers für Produktionsanlagen zur Herstellung einteiliger Metallverpackungen ist jede Markenprofilierung über Verpackung einer Positionierung im Kraftfeld von Differenzierung,
Nachhaltigkeit und Best Cost / Best Label. Anhand von Beispielen zeigte Johannes Linden, wie sich jedes einzelne der drei Felder durch die Wahl der richtigen Maschinentechnologie bedienen lasse.
Integrierte Sicht und Mut zu neuem Denken
Quelle: DVI
In seinem Plädoyer für eine integrierte Sicht auf Verpackung und für Mut zu neuem Denken sprach sich Thomas Reiner, Vorstandsvorsitzender des dvi und Geschäftsführer der Berndt+Partner GmbH dafür aus, den Schwerpunkt bei der Verpackungsentwicklung nicht auf Polymeren und Maschinen zu legen, sondern auf die Emotionen und Bedürfnissen der Konsumenten. Am Beispiel des Outlets zeigte Thomas Reiner auf, dass es nicht mehr allein um unterschiedliche Absatzkanäle gehe, sondern um Subwelten innerhalb der Absatzkanäle. Um das jeweils passende Produkt in der entsprechenden Menge und Größe zur Verfügung stellen zu können, bedürfe es einer hohen Flexibilität. Entsprechende Aufgaben entstünden in der Supply-Chain, die markt- und kostengetrieben so viele Angebote wie möglich über eine Anlage fahren müssen. Anforderungen, die sich mit dem Trend zu Customization und individualisierter Verpackung als Werkzeug für das Marketing weiter verstärkten. Insgesamt lasse sich feststellen, dass Verpackung und Produkt längst eins würden. Ob Qualität und Sicherheit, Ökologie und Nachhaltigkeit oder Innovation: Die Verpackung müsse alle Aspekte bedienen und könne es auch, wenn wir mutig denken, ganzheitlich designen, interdisziplinärer Teamarbeit vertrauen und die Bedürfnisse des Konsumenten von Anfang an als Ziel vor Augen haben.
Der Termin für den 9. Deutschen Verpackungskongress steht schon fest: 20. März 2014.