VERPACKEN-AKTUELL

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Vision, Albtraum oder bereits Wirklichkeit?

Industrie 4.0: quo vadis?

15. März 2015, von Dr. Klaus Bremer

Quelle: RGBStock

Seit vor kurzer Zeit die vierte industrielle Revolution ausgerufen wurde, geistert das Schlagwort Industrie 4.0 mit steter Regelmäßigkeit durch die Medien. Dies ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn bei genauer Nachfrage ergibt sich kein einheitliches Bild, sondern es zeigen sich vielfältige Vorstellungen potenzieller Möglichkeiten; der Begriff selbst bleibt diffus – geisterhaft – mit nur einem gemeinsamen Nenner: irgendwie digital.

Auch der Begriff "Cyber-Netzwerk" inklusive Attacken ist bisweilen zu finden. Was aber ist "Cyber"? Tatsächlich ist der Begriff keineswegs neu, sondern wurde als "Cyberspace" von William Gibson in seinem 1984 erschienen Roman "Neuromancer" geprägt, der eine mittels elektronischer Interfaces zugängliche digitale Parallelwelt bezeichnete und später mit dem sich entwickelnden Internet Einzug in die Umgangssprache hielt und zu einem Modewort für die damals neue Technikanwendung wurde.

Das Internet ist Teil der Grundlage von Industrie 4.0, was sich auf einen anderen Begriff reduzieren lässt: "The Internet of Everything". Gemeint ist damit, dass sich sämtliche Geräte mit Schnittstellen versehen lassen, so dass diese zu einer Kommunikation untereinander fähig werden. Auch "Big Data" und "Cloud" sind Begriffe, die ab diesem Stadium zuverlässig in den Ring geworfen werden.

Was dahinter steckt: Internettechnik soll Einzug in die Vernetzung von Produktionsprozessen erhalten.

Dies setzt eine Menge Phantasie frei: Visionen von individualisierter Produktion zum Beispiel. Aber auch von selbst konfigurierenden Produktionsprozessen und Begriffen wie "smart factory" bis hin zu der Spekulation, wie sich solche Entwicklungen auf die Zahl der Arbeitsplätze und deren Anforderungen auswirken. Auch neue Fragen stellen sich: wie sollen die Devices (Sensoren, Server, Roboter) untereinander kommunizieren, ohne einheitliche Protokolle und Datenstrukturen? Ganz zu schweigen von der Sicherheit der Datenübertragung und allen damit verbundenen Risiken bezüglich der Produktionssicherheit und dem Bewahren des Know Hows.

Womit bereits das nächste Schlagwort die Runde macht: "Security by Design". Das Problem bei solchen Entwürfen: nach wenigen Tagen im produktiven Einsatz zeigt sich erfahrungsgemäß, an was alles zuvor nicht gedacht wurde. "Broken by Design" ist oft die Praxis.

Wer nun denkt, das käme ihm alles irgendwie bekannt vor, liegt womöglich gar nicht falsch: viele Produktionsprozesse sind bereits gekoppelt, durch interne Netzwerke vom Rest der Welt abgeschottet und somit relativ sicher. Individualisierte Produktion ist möglich, wie es beispielsweise die Automobilhersteller seit Jahren praktizieren. Andererseits aber auch ist diese, wie bei der Massenproduktion preiswerter Güter, nicht immer sinnvoll.

Auch Begriffe wie MES (Manufacturing Execution System) haben als Bestandteil der Prozessregelung bereits Einzug in die Produktion erhalten. Inklusive ERP-Anbindung und Eskalations-Management werden diese im Verpackungssektor beispielsweise von der Gerhard Schubert GmbH angeboten, die auch anhand des Transmoduls ein Beispiel für intelligente Prozessvernetzung bietet.

Die Ansätze zur Prozessvernetzung sind vielfältig. Je nach Anwendungszweck bieten viele Hersteller hierfür bereits Lösungen, so wie Bluhm für die Steuerung und Überwachung ethernetfähiger Anlagen.

Die individuelle Kennzeichnung von Pharmaprodukten, wie sie beispielweise von Atlantic Zeiser, aber auch von anderen Herstellern angeboten wird, zeigt, dass das Prinzip von Industrie 4.0 nicht nur auf Produktionsprozesse beschränkt ist, sondern auch in der anschließenden Vertriebsphase für Rückverfolgbarkeit, Fälschungsschutz und damit Produktsicherheit Anwendung findet.

Viele Betriebe sind bei Industrie 4.0 schon längst angekommen, auch wenn die Projektbezeichnungen zuvor vielleicht andere waren. Wer noch Potenzial in der Vernetzung und Prozessoptimierung sieht, der sollte Industrie 4.0 als Chance zur Umsetzung von Visionen betrachten und deren Realisierung umsichtig anstreben. Wer hingegen Gefahr läuft, sich von Buzz-Words vernebeln zu lassen, für den dürfte Industrie 4.0 definitv zum Albtraum werden.

(kb)

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