Verpackung als Vorreiter der Kreislaufwirtschaft
Deutsches Verpackungsinstitut ehrt Prof. Dr. Klaus Töpfer
Quelle: André Wagenzik / dvi
„Hätte mir jemand vor 25 Jahren gesagt, ich würde als erster Preisträger just von der Verpackungswirtschaft geehrt, hätte ich ihn wegen nachgewiesener Gedankenschwäche untersuchen lassen.“ so Klaus Töpfer anlässlich der Preisverleihung des neu geschaffenen „Dieter Berndt Preis“, mit dem er vom Deutsche Verpackungsinstitut e.V. (dvi) am 19. März 2015 ausgezeichnet wurde.
„Es war ein „point of no return“, der als echte Pionierleistung einen Weg öffnete, der bis heute alternativlos ist.“, sagte der Fernsehmoderator und Journalist Normen Odenthal in der Laudatio auf den Preisträger. Wenn die Führungskräfte der Verpackungswirtschaft das Thema „Nachhaltigkeit“ heute als wichtigsten Faktor ihrer Arbeit für die nächsten 10 Jahre bezeichnen, ist das nicht zuletzt das Verdienst von Klaus Töpfer. „Mit Ihren Gesetzen etablierten Sie den Begriff der Produktverantwortung und wurden zum Initiator und Wegbereiter für aktive Ressourcen- und Recyclingpolitik.“, so Odenthal.
Der Vorstandsvorsitzende des dvi, Thomas Reiner, verwies in diesem Zusammenhang auf den jüngst verabschiedeten Gesetzentwurf der Bundesumweltministerin Barbara Hendricks für eine Reform des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes. „Die Verpackungswirtschaft hat den Weg bereitet.“, so der dvi-Vorsitzende und erinnerte daran, dass die Verpackung „sehr oft die Funktion eines Leuchtturms übernimmt, gerade auch in Umweltfragen. Obwohl sie nur rund 1% des gesamten CO2-Fußabdrucks und nur rund 4% des deutschen Abfalls ausmacht, wird sie bevorzugt wahrgenommen und diskutiert.“
„Vor 25 Jahren“, erinnerte sich Klaus Töpfer, „stellte die Idee einer Kreislaufwirtschaft etablierte Markt- und Businessmodelle in Frage - und die Reaktion war entsprechend. Inzwischen ist die Kreislaufwirtschaft ein Exportschlager geworden. Sie schafft neue Marktsegmente und einen neuen Wettbewerb. Heute streiten sich alle um diese sogenannten „Abfälle“. Es ist ein neues Business Case geworden.“
Thomas Reiner nahm in seinem Vortrag den Faden auf: „Man kann Bedenken haben, aber man muss das Bewusstsein wandeln. Bedenkenlos aus dem Vollem schöpfen ist keine Option.“ Reiner forderte die Branche auf, Nachhaltigkeit verstärkt ganzheitlich anzugehen, da sie noch zu oft als reines Kostenthema gesehen werde. Trotz bedeutender Entwicklungen im Ressourcenverbrauch oder bei Innovationen in den Bereichen Restentleerbarkeit und umweltverträglicher Materialien müssten die Akteure verstärkt auch die Prozesse angehen und im sozialen Bereich unternehmerisch aktiv werden. „Dinge aufschieben ist keine Lösung. Wir wollen es jetzt angehen!“
Reiner hob die Bedeutung der Verpackung für unsere Gesellschaft hervor und ermutigte die Branche, ihre Leistungen selbstbewusster nach außen zu tragen. „Wir sollten nie vergessen, wofür Verpackungen da sind.“, so Reiner. „Sie bewahren Lebensmittel und sind ein entscheidendes Mittel im Kampf gegen den Hunger, gerade in den sich entwickelnden Ländern. Aber auch uns selbst garantiert die Verpackung die Versorgung mit dem, was wir täglich für unser Leben benötigen. Unsere Fortschritte in Sachen Hygiene, medizinische Versorgung, wachsende Lebenserwartung aber auch Wohlstand und Lebensfreude wären ohne die Verpackung nicht möglich. Verpackung ist Hightech. Und sie ist fundamental. Wie Straßen und Strom ist die Verpackung ein unverzichtbarer Teil unserer Infrastruktur.“
Mit dem letzten Satz nahm Thomas Reiner Bezug auf einen Ausspruch des Namensgebers für den neuen Preis. Prof. Dieter Berndt (1938-2013) war als Gründer, Hochschullehrer, Nachwuchsförderer und Impulsgeber eine der prägenden Figuren der deutschen Verpackungswirtschaft. Neben dem ersten Studiengang für Verpackungstechnik an der heutigen Beuth Hochschule für Technik Berlin und dem Verpackungsmuseum in Heidelberg gründete Dieter Berndt auch das Deutsche Verpackungsinstitut. Im Vorfeld der ersten Verpackungsverordnung 1991 gehörte er zum Beraterteam von Klaus Töpfer. Seine Erfahrungen und Impulse aus dem ersten persönlichen Zusammentreffen hatten Berndt 1990 zur Gründung des dvi veranlasst, das als Netzwerk für Dialoge und den Austausch von Informationen 2015 rund 220 Unternehmen der Verpackungswirtschaft umfasst und sein 25jähriges Jubiläum feiert.
„Mit dem Dieter Berndt Preis möchte das dvi das ideelle Erbe seines Gründers bewahren und fortsetzen.“, so Thomas Reiner. „Der Preis würdigt Protagonisten, die wichtige und nachhaltige Entwicklungen initiieren, tragen und stützen sowie entscheidende Werte und Errungenschaften bewahren und schützen. Pioniere, die zum gesellschaftlichen Nutzen Verantwortung übernehmen. Menschen, mit hoher sozialer Kompetenz nachfolgende Generationen fördern und Wegbereiter, die die Belange der Verpackung und der Verpackungswirtschaft zu ihrem Thema machen und zum Wohle des Ganzen umsetzen.“
Über den Dieter Berndt Preis
Der Preis würdigt Protagonisten aus Wirtschaft und Gesellschaft, die wichtige und nachhaltige Entwicklungen initiieren, tragen und stützen sowie entscheidende Werte und Errungenschaften bewahren und schützen. Mit der Verleihung des Dieter Berndt Preises ehrt das Netzwerk der Verpackungswirtschaft mutige und innovative Pioniere, die zum gesellschaftlichen Nutzen Initiative zeigen und Verantwortung übernehmen, die als visionäre Antreiber, Vermittler und Macher die Belange der Verpackung und der Verpackungswirtschaft zu ihrem Thema machen und zum Wohle des Ganzen umsetzen. Der Preis zeichnet engagierte Förderer des Nachwuchses und Persönlichkeiten mit hoher sozialer Kompetenz aus.
(kb)