VERPACKEN-AKTUELL

Informationen aus der Verpackungsbranche

Mineralöl - Weichmacher - Kunststoffverordnung

Henkel zu Food Safety: Rückblick 2015 - Ausblick 2016

06. Januar 2016

Lebensmittelsicherheit ist zu einem zentralen Thema für die Ver­packungs­wirtschaft geworden. Bei Henkel arbeiten Entwickler und Analytiker welt­weit seit vielen Jahren an inno­vativen Lösungen im Bereich Kleb­stoffe und Lebens­mittel­sicherheit. In einem kurzen Resümee mit Blick nach vorne sprechen Henkel-Spezialisten über Mineralöl und Weichmacher, wichtige Umsetzungstermine der Kunststoff-Verordnung, die Initiative „Konformitätsprüfung für nicht harmonisierte Materialien mit Lebensmittelkontakt“ und wertvolles Wissen für die Branche.

Auch im Jahr 2015 war ein Thema in der Lebensmittelbranche besonders prominent: Lebensmittelsicherheit. Für die Unternehmen der Verpackungswirtschaft wachsen damit die Herausforderungen, bedingt durch den technologischen Fortschritt bei Produktion und Verarbeitung, der wachsenden Zahl komplexer Produkte, strengere staatliche Vorschriften oder der wachsenden Aufmerksamkeit von Seiten der Verbraucher und nicht staatlicher Organisationen (NGOs).

Mineralöl und Weichmacher besonders sensible Themen

“In Zeiten digitaler Medien kann schon ein einziger Vorfall innerhalb von Stunden zu negativen Berichten führen. Wer aber das Vertrauen der Verbraucher verliert, muss mit empfindlichen Folgen für Umsatz und Reputation rechnen.“, sagt Dr. Monika Tönnießen, Manager Product Safety & Regulatory Affairs bei Henkel und stellt fest: „Gerade wenn es um Migration von Mineralölbestandteilen oder Weichmachern in das Lebensmittel geht, gibt es keinen Spielraum für Nachlässigkeiten oder zweitbeste Lösungen.“

Die Gefahr einer Kontamination des verpackten Guts mit Mineralöl ist für alle sogenannten „Packaging & Food Contact Substances (FCN)“ gegeben. Das betrifft zum Beispiel Farben, Recyclingkarton, Kunststoffmaterialien, Beschichtungen, gewachste Papiere, Jutebeutel oder Klebstoffe. Gleichzeitig handelt es sich bei Mineralölen nicht um eine chemisch gut definierte Substanz, sondern um eine komplexe Zusammensetzungen von Kohlenwasserstoffen mit unterschiedlicher Anzahl an Kohlenstoffen und Strukturen. Das macht die Bestimmung, Analyse und toxikologische Bewertung des jeweiligen Materials kompliziert.

Auch Weichmacher (Plasticizer) sind nach Aussage von Dr. Tönnießen 2015 noch stärker in den Blickpunkt gerückt. Weichmacher sind Additive, die das Material flexibler und elastischer machen. Sie finden sich in vielen Produkten unseres Alltags, zum Beispiel in Spielzeug, Bodenbelägen, Farben und Lacken, Klebstoffen oder Tablettenbeschichtungen. Da Weichmacher - wie auch Mineralölbestandteile - während des Recyclingprozesses nicht verschwinden, sondern sich im Gegenteil über die Stufen des Recycling hinweg anreichern, stellt sich das Kontaminationsproblem doppelt.

„Mineralöl und Weichmacher waren die zwei herausragenden Themen im Bereich Lebensmittelsicherheit des Jahres 2015.“, konstatiert Monika Tönnießen. „Und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass ihre Relevanz im neuen Jahr abnehmen wird. Bei Henkel haben wir bereits vor Jahren mit der Entwicklung und Produktion von wasserbasierten und weichmacherfreien Klebstoffen mit geringen Migrationseigenschaften begonnen.“ Mit den Aquence LM (Low Migration) Klebstoffen bietet Henkel die erste vollständige Palette von Klebstoffen für das sichere Verpacken von Lebensmitteln.

„Über den Bereich der Klebstoffe hinaus haben wir durch eigene Forschung und Entwicklung viel Know-how aufgebaut, das beim Thema Lebensmittelsicherheit zum Tragen kommt.“, sagt Tönnießen und nennt analytische Tests, Produktentwicklung, technische Services und toxikologische Bewertungen. „Damit kann Henkel einen entscheidenden Beitrag entlang der Wertschöpfungskette der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie leisten.

Ende der Übergangsfrist der Kunststoff-Verordnung

Ein Thema, mit dem die Marktakteure aus Sicht der Henkel-Analytik im neuen Jahr vermehrt konfrontiert werden, ist das Ende der Übergangsfrist der Kunststoff-Verordnung. Das zumindest erwartet Dr. Matthias Frischmann, Abteilungsleiter in der zentralen Analytik bei Henkel. Hintergrund sind die neuen Testbedingungen der Verordnung (EU) Nr. 10/2011 für Kunststoffmaterialien im Lebensmittelkontakt, die ab dem 1. Januar 2016 verbindlich sind. „Wesentliche Neuerungen finden sich beispielsweise im Temperaturbereich, der jetzt Standardbedingungen von 60 Grad vorsieht gegenüber bisher 40 Grad. Auch bei den erlaubten Lebensmittelsimulanzien gibt es wichtige Neuerung.“, erklärt Frischmann.

Obwohl Klebstoffe nicht unter die Kunststoffverordnung fallen, werden die strengeren Testbedingungen häufig auch bei der Bewertung von Klebstoffen zugrunde gelegt. „Vernachlässigt wird dabei, dass viele Formulierungen unter den geforderten Bedingungen gar nicht getestet werden können.“, sagt Frischmann. Er weist darauf hin, dass beim Testen eine Änderung der physikalisch-chemischen Eigenschaften der Produkte auftreten könne, „so dass von einem realitätsnahen Migrationsversuch nicht mehr die Rede sein kann. Eine Bewertung des echten Lebensmittelkontakts ist dann kaum durchführbar“.

Um diesen Zustand zu verbessern, arbeitet Henkel nach Auskunft von Frischmann im Rahmen der Initiative „Compliance testing for non-harmonized food contact materials“ gemeinsam mit der Verpackungsindustrie, Lebensmittelproduzenten und Prüfinstituten an einer Empfehlung, die bei der Auswahl geeigneter Migrationsbedingungen helfen soll. Die Veröffentlichung der Empfehlung erwartet Dr. Matthias Frischmann noch im ersten Quartal 2016.

(kb)

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