Einträchtig in einen langen Kreislauf
Primärfasern und Recycling von Altpapier gehen eine gedeihliche Verbindung ein

Von der Aufzucht junger Bäume (ca. 100 Mio. Fichten und Kiefern im Jahr) angefangen bewirtschaftet SCA ca. 2,6 Mio Hektar Waldfläche (das entspricht etwa der Größe Belgiens) – davon 2,0 Mio. aktiv.
Quelle: SCA
Ein wirksames Mittel gegen diffuse Zukunftsängste, Untergangsszenarien und Weltverschwörungstheorien ist der Besuch einer Baumschule in Nordschweden.
Denn dort werden, wie auch an anderen Orten der Welt, aber hier besonders intensiv, vertrauensvoll Investitionen in eine weit in das nächste Jahrhundert reichende Zukunft getätigt: Die schwedische Forstindustrie weiß um ihre Stärken. Fichten und Kiefern, die in der Tundra-ähnlichen Klimazone seit Jahrhunderten wachsen, gedeihen und geerntet werden, sind das Rückgrat der dortigen Gesellschaft und Industrie.
Etwa 120 Jahre geben die Forstwirte, ob konzerngebunden oder als kleinerer Privatwaldbesitzer, den Bäumen Zeit, bis sie sie mit modernster, GPS-gestützter und die Widrigkeiten des Geländes locker die Stirn bietender Technik in Sekundenschnelle dem Wald entreißen, entrinden und zu transportfähigen Stämmen, Kronen und Rinde verarbeiten. Neben der Weiterverarbeitung zu längerlebigen Holzprodukten (Fenster, Möbel, Baumaterial etc.) entsteht hier der Rohstoff für Zeitungsdruckpapier, Tissue-Produkte und Wellpappe sowie ihren Folgeprodukten.
Der VWD (Verband der Wellpappenindustrie e.V.) hat ein vitales Interesse daran, die seit Jahren in´s Feld geführten Vorteile des Packmittels Wellpappe als Recycling- und Kreislaufmaterial einer breiten Öffentlichkeit – heute gern als Stakeholder bezeichnet – vor Augen zu führen. Eine Reise in die nordschwedischen Wälder, von der Baumschule über den Forst und Kraftlinerfabrik bis zur Wellpappenpapierherstellung und –verarbeitung in Deutschland hat dies jüngst wieder belegt.
Unterstützt von den Unternehmen SCA in Schweden und Papierfabrik Palm in Deutschland wird der Kreislauf nachvollziehbar.
Frischfasergewinnung und Papierherstellung

Die Bewirtschaftung der Wälder bildet die Grundlage der Frischfasergewinnung. Durch nachhaltige Produktion mit Aufforstung hat sich der europäische Waldbestand in den letzten 20 Jahren sogar erhöht.
Quelle: SCA
Wesentliche Fakten zu Produkten aus Wellpappe und ihrer Herstellung sind Experten wie auch Verbrauchern gemäß einer vom VDW in Auftrag gegebenen Studie von TNS Emnid zu wenig oder gar nicht bekannt. Wellpappe wird zu hundert Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt: aus Zellstofffasern (zu 80 Prozent aus Altpapier) für die Wellpappenrohpapiere und Mais-, Weizen- oder Kartoffelstärke für den Leim.
Die für die Papierproduktion eingesetzten Frischfasern werden zumeist aus Bruch- und Durchforstungsholz gewonnen, das bei der nachhaltigen Bewirtschaftung der Wälder anfällt. Die Aufforstung liegt im Interesse der Holzproduzenten und wird darum unter wirtschaftlichen und ökologischen Gesichtspunkten betrieben. So bleibt der Waldbestand in Europa nicht nur erhalten – er ist laut UN-Berichten in den letzten 20 Jahren um 17 Millionen Hektar gewachsen.
Nachhaltige Forstwirtschaft
Die europäische Papierindustrie hat 2014 knapp 147 Millionen Kubikmeter Holz verbraucht, über 90 Prozent davon werden in Europa geerntet. Entscheidend für die Umwelt ist dabei, dass die Forstwirtschaft sich an den Grundsätzen der Nachhaltigkeit orientiert. In Deutschland ist das Umweltbewusstsein der Branche ausgeprägt. Experten betonen, dass die deutsche Forstwirtschaft weltweit als Vorbild für nachhaltige Entwicklung gilt.
Holz und Holzprodukte sind effektive CO2-Speicher. Aufgrund chemischer Reaktionen kann Holz mehr CO2 binden, als es selbst wiegt: so werden pro Tonne trockenes Stammholz mehr als zwei Tonnen CO2 gebunden. Nach Angaben des International Council of Forest and Paper Associations (ICFPA) enthält auch jede Tonne Papier noch etwa 1,33 Tonnen gebundenes CO2.
Klimaneutrale energetische Verwertung
Das im Papier gespeicherte CO2 bleibt auch nach vielfachen Recyclingvorgängen in den Fasern gebunden. Das am End-of-life freigesetzte CO2 wird in der Ökobilanz nicht als klimaschädlich ausgewiesen, da Bäume nachwachsen und dabei die gleiche Menge CO2 wieder im Holz binden.
Energieeinsatz bei der Papierherstellung
Heute werden 95,2 Prozent der benötigten elektrischen Energie von den Papierherstellern selbst mit der effizienten Kraft-Wärme-Kopplung vor Ort produziert. 56 Prozent der in Europa zur Papiererzeugung insgesamt eingesetzten Energie stammen aus Biomasse – damit ist die Papierindustrie der größte Produzent und Verwender von Biomasse in Europa.
Zwischen 2010 und 2012 haben sich die Emissionen der europäischen Papierhersteller – bei etwa gleichbleibender Produktionsmenge – von 37,45 Megatonnen CO2 auf 34,55 Megatonnen reduziert, das sind 7,7 Prozent. Seit 1990 haben sich in Europa die CO2-Emissionen pro Tonne Papier um 43 Prozent verringert.
Recyclingverpackung Wellpappe

Zu unterschiedlichsten Verpackungen für Industriekunden diverser Branchen verarbeitet Europack die Tür an Tür gefertigte Wellpappe.
Quelle: Papierfabrik Palm
Verpackungen aus Wellpappe sind vorbildliche Kreislaufprodukte, da sie in Deutschland fast zu hundert Prozent recycelt werden. Nach Auskunft der CEPI (Confederation of European Paper Industries) sind Papier und Pappe mit 81,3 Prozent die mit Abstand am meisten recycelten Verpackungsmaterialien in Europa, vor Stahl (74 Prozent), Glas (70) und Aluminium (67).
Bei der Sammlung und Verwertung in Deutschland schneidet Wellpappe noch besser ab als das sonstige Altpapier aus haushaltsnaher Sammlung. Während die Rücklaufquote für alle Papier- und Pappeprodukte bei 75 Prozent liegt, wird Wellpappe nahezu vollständig erfasst und wiederverwertet. Denn Wellpappe kommt hauptsächlich im Warenverkehr zwischen Unternehmen zum Einsatz, so dass kaum Sammelverluste wie bei Endverbrauchern entstehen.
Begehrtes Handelsgut

Nicht nur beim Herstellungsprozess anfallende Stanzreste lassen sich wiederverwenden. Auch gebrauchte Wellpappe ist ein begehrter Rohstoff.
Quelle: Papierfabrik Palm
Handelsunternehmen legen Wert darauf, gebrauchte Wellpappe sortenrein zu erfassen und an Altpapierhändler abzugeben. Sie wird zu einem Preis von zurzeit etwa 80 Euro pro Tonne verkauft – das Sammeln und Recyceln lohnt sich also. Deshalb werden auch bei der Verpackungsherstellung kleinste Wellpappenreste, z. B. Stanzabfälle, gesammelt und dem Recycling zugeführt. Gebrauchte Wellpappe ist ein begehrter Rohstoff. Insofern ist es unzutreffend, bei gebrauchten Wellpappenverpackungen von „Müll“ zu sprechen.
Wellpappe ist ein nachhaltiger Packstoff, weil sie aus nachwachsenden Rohstoffen besteht und vollständig recyclingfähig ist. Der Anteil von Recyclingrohstoffen in der Wellpappe liegt bei durchschnittlich 80 Prozent. In Deutschland wird ausschließlich Wellpappenrohpapier aus Recyclingmaterial hergestellt; Frischfaserpapiere – sogenannte Kraftliner – werden importiert. Der Altpapieranteil im Wellpappenrohpapier ist in den letzten Jahrzehnten ständig gewachsen: um etwa 20 Prozentpunkte in den vergangenen 45 Jahren.
Funktionierender Stoffkreislauf

Die Papierfabrik Palm in Wörth produziert seit 2002 auf der PM 6 mit einer Arbeitsbreite von 10,30 m Wellpappenrohpapiere auf Altpapierbasis.
Quelle: Papierfabrik Palm
Mit ihrem marktwirtschaftlich funktionierenden Stoffkreislauf erfüllt die Wellpappenindustrie die Vorgaben der Umweltpolitik. Seit 2001 gilt für Papier, Pappe und Karton die in der Verpackungsverordnung vorgeschriebene Verwertungsquote von 60 Prozent. Ihr Ziel ist es, die Umweltbelastungen aus Verpackungsabfällen zu verringern und die erneute Verwendung oder die stoffliche Wiederverwertung von Verpackungen zu fördern.
Mit hohen Rücklauf- und Recyclingquoten, die bereits vor Inkrafttreten der ersten Verpackungsverordnung 1991 Bestand hatten, erfüllt die Wellpappenindustrie spielend die aktuellen politischen Vorgaben.
Zusätzliche Recycling-Sicherheit durch RESY
Zur Sicherung der marktwirtschaftlichen Strukturen gewährleistet das Recyclingsystem RESY die gesamthafte Entsorgung und das umweltgerechte Recycling. RESY ist eine Gemeinschaft aus Wellpappenherstellern, Altpapierentsorgern und Erzeugern von Wellpappenrohpapier aus Altpapier, die den Stoffkreislauf in Schwung halten. Das auf den meisten Wellpappen-Transportverpackungen aufgedruckte RESY-Zeichen mit den drei Pfeilen bestätigt, dass dieses Material recyclingfähig ist und von den Partnern der RESY GmbH verwertet wird. So können Einzelhändler und verpackende Industrie sicher sein, dass ihnen die gebrauchte Wellpappe abgenommen und umweltverträglich in den Materialkreislauf zurückgeführt wird.
Günstiger CO2-Fußabdruck
Der CO2-Fußabdruck von Wellpappe beträgt nach Auskunft der FEFCO, des Dachverbandes der europäischen Wellpappenverbände, 887 kg CO2 pro Tonne Wellpappe. Im Vergleich zu anderen Verpackungsmaterialien schneidet Wellpappe dabei sehr gut ab. Nach einer Studie des niederländischen Forschungs- und Beratungsinstituts CE Delft, die als Grundlage für die niederländische Verpackungssteuer erstellt wurde, liegen die CO2-Äquivalente für Glas bei 443 kg/t, für Stahl bei 1.095 kg/t für Kunststoff bei 3.453 kg/t und für Aluminium bei 5.570 kg/t. Für die Fraktion „paper and board“ hat das Institut einen Wert von 676 kg/t ermittelt, der als Basis für die Berechnung der FEFCO für Wellpappe diente.
Stoffkreislauf statt Ressourcenverschwendung

Transportverpackungen aus Wellpappe erreichen bei Lebensmitteln einen Anteil von 80% und lassen sich wiederverwenden.
Quelle: VDW
Die deutschen Wellpappenhersteller, die im Verband der Wellpappen-Industrie organisiert sind, haben 2015 fast 7,5 Milliarden Quadratmeter Wellpappe abgesetzt. Davon wird jeder dritte Quadratmeter dazu genutzt, Tütensuppen, Joghurtbecher oder Bio-Äpfel zu verpacken und auf die Reise in den Einzelhandel zu schicken.
Es gibt kaum einen Artikel im Supermarkt, der nicht in einer Wellpappenverpackung zum Point of Sale gelangt.
Mit einem Marktanteil von fast 66 Prozent ist sie das mit Abstand wichtigste Material für Transportverpackungen; in der Lebensmittelindustrie liegt der Anteil noch höher: Etwa 80 Prozent der in Deutschland transportierten Lebensmittel gelangen in Wellpappe verpackt zum Supermarkt, Discounter oder Warenhaus.

Bei etwa 68% aller Transportverpackungen wird Wellpappe eingesetzt.
Quelle: VDW
Transportverpackungen aus Wellpappe verhindern Transportschäden und damit unnötige Kosten und Ressourcenverluste. Produktschutz bedeutet letztlich auch Klimaschutz: Wenn Verpackungen verhindern, dass Lebensmittel Schaden nehmen und ungenutzt entsorgt werden müssen, ist das der erste Schritt zur Nachhaltigkeit.
Die schwedische SCA und die deutsche Palm-Gruppe mit ihrer Papierfabrik in Wörth sowie den Tor an Tor befindlichen Firmen Eurowell und Europack haben sich als Partner der „Kreislauftour 2016“ beteiligt und damit genaue Einblicke in die Entstehungsprozesse von Wellpappenpapieren und –verpackungen gewährt.
(st)