VERPACKEN-AKTUELL

Informationen aus der Verpackungsbranche

Neues Geschäftsfeld mit Zweitmarke

Die Zukunft von Bobst im Digitaldruck

20. Juli 2017, von Dr. Klaus Bremer

Groß vorgestellt: Die Bobst Digital Printing Strategy. Nicht nur Planung, sondern bereits konkrete Produkte.

Quelle: Bobst

Als Bobst für An­fang Juli zu ei­ner Pres­se­kon­fe­renz ein­lud, um die zu­künf­ti­ge "Di­gi­tal Prin­ting Stra­t­egy" vor­zu­stel­len, war die Neu­gier­de groß. Und tat­säch­lich wur­den nicht nur Ab­sich­ten er­klärt, son­dern kon­kret ein­satz­fä­hi­ge Pro­duk­te für den Di­gi­tal­druck prä­sen­tiert.

Er­mög­licht wur­de dies durch den Zu­kauf der Fir­ma Ra­dex. Da­bei han­delt es sich um ein Schwei­zer Un­ter­neh­men, das 2013 ge­grün­det wur­de und eine Lö­sung für das DoD-Verfahren (Drop on De­mand) ent­wi­ckel­te, die sich für viel­fäl­ti­ge Sub­stra­te und da­mit auch für eine Viel­zahl von Märk­ten eig­nen soll­te. Da­bei soll­te ein Funk­ti­ons­kon­zept alle die­se An­for­de­run­gen er­fül­len.

Für Bobst war dies in­ter­essant ge­nug, um sich mit ei­ner Mehr­heits­be­tei­li­gung von 50,1% in die Fir­ma ein­zu­brin­gen. Doch es war nicht nur Po­ten­ti­al, das Ra­dex sei­ner­seits mit­brach­te, son­dern auch schon ein fer­ti­ges Pro­dukt: eine 8-Farbmaschine für hoch­auf­lö­sen­den Tex­til­druck. Das passt ei­gent­lich gar nicht in das tra­di­tio­nel­le Bobst-Portfolio, wird hier­durch doch ein ganz an­de­rer Markt be­dient. Und so wird Bobst dort auch gar nicht mit ei­ge­nem Na­men auf­tre­ten. Viel­mehr wur­de die stra­te­gi­schen Ent­schei­dung ge­trof­fen, den Fir­men­na­men Ra­dex in die neue Mar­ke mou­ve­nt™ zu über­füh­ren.

mouvent™ als neue Marke für den Digitaldruck

Seit 2017 neu am Markt: Radex wird mouvent, mit Bobst als Mehrheitseigner.

Quelle: mouvent

Un­ter dem Mar­ken­a­men mou­ve­nt™ mit dem Un­ter­ti­tel "A Bobst Group Com­pa­ny" sol­len zu­künf­tig alle Di­gi­tal­druck-Produkte von Bobst ver­trie­ben wer­den, gleich wel­che Märk­te auch im­mer in Zu­kunft be­dient wer­den sol­len. Dies gilt auch für die ge­plan­te In­te­gra­ti­on des Di­gi­tal­druck in die Well­pap­pen- und Falt­schach­tel-Verarbeitung von Bobst.

Auf die Fra­ge hin, wie es be­züg­lich des Di­gi­tal­drucks um die wei­te­re Zu­sam­men­ar­beit von Bobst mit Ko­dak be­stellt sei, ant­wor­te­te Jean-Pascal Bobst, dass die­se zu­künf­tig nicht wei­ter ver­folgt wür­de. Die­se Ent­schei­dung ist nach­voll­zieh­bar, denn statt auf einen Part­ner in den USA an­ge­wie­sen zu sein (mit al­len ge­gen­wär­ti­gen po­li­ti­schen Un­wäg­bar­kei­ten), sind für Bobst durch den Zu­kauf die fach­li­chen Kom­pe­ten­zen nun fir­men­in­tern vor­han­den und zu­dem lo­kal am Stamm­sitz in der Schweiz ver­füg­bar. Von dort aus wer­den zu­künf­tig auch die wei­te­ren tech­ni­schen und che­mi­schen Ent­wick­lun­gen in Ei­gen­re­gie er­fol­gen.

Vom Cluster zur Matrix

Vom Cluster zur Matrix: schematische Darstellung zweier 170 mm breiter Cluster-Gruppen erweitert zu einer 8-Farben-Matrix, geeignet für multi- oder single-pass.

Quelle: mouvent

Nun ist DoD nicht neu, wohl aber der von mou­ve­nt™ ver­folg­te An­satz. Die­ser ba­siert auf ei­nem Fuji-Druckkopf, der nicht an pro­prie­tä­re Tin­ten ge­bun­den ist, son­dern für eine Viel­zahl von Tin­ten-Formulierungen ge­eig­net ist.

Ker­nei­gen­schaft ist die Kon­struk­ti­on als Clus­ter-Modul. In­te­griert in zu­ar­bei­ten­de Bau­grup­pen, die von mou­ve­nt™ teils ei­gens im 3D-Druck her­ge­stellt wer­den, kön­nen die Druck­köp­fe geo­me­trisch in ei­ner Rei­he aus­ge­rich­tet wer­den und so­mit eine va­ria­ble Druck­brei­te ab­de­cken. Eine sol­che Rei­he be­zeich­net mou­ve­nt™ als Clus­ter. Meh­re­re Rei­hen hin­ter­ein­an­der an­ge­ord­net bil­den eine Ma­trix. Je­dem Clus­ter die­ser Ma­trix kann eine se­pa­ra­te Druck­far­be zu­ge­ord­net wer­den, bis hin zum 8-Farbdruck.

Wird eine sol­che Ma­trix auf ei­nem be­weg­li­chen Trä­ger an­ge­bracht, so ist tech­nisch ein Mul­ti-Pass-Druck mög­lich, der be­reits in der fer­ti­gen An­la­ge für den Tex­til­druck ein­ge­setzt wird. Auf einen fes­ten Trä­ger mon­tiert, un­ter dem das Sub­strat vor­bei­ge­führt wird, eig­net sich die glei­che Ma­trix für den Sin­gle-Pass-Druck. Die­se Bau­wei­se er­mög­licht eine sehr kom­pak­te Bau­form der Ma­schi­nen.

Einstieg in den Label-Markt

Die kleine mouvent™-Rollendruckmaschine LB701-UV verdeutlicht den kompakten Aufbau, der durch die nun Bobst-eigene Drucktechnik möglich wird.

Quelle: mouvent

Kon­kret konn­te Bobst be­reits zwei Ex­em­pla­re der neu­en Rol­len­druck­ma­schi­nen LB701-UV und LB702-UV zei­gen, die im Sep­tem­ber auf der La­bel­ex­po in Brüs­sel ei­nem brei­ten Pu­bli­kum vor­ge­stellt wer­den, die mou­ve­nt™ Tech­nik bein­hal­ten und auch un­ter die­sem Na­men ver­trie­ben wer­den. Bei­de Ma­schi­nen ar­bei­ten mit der glei­chen 7-Farb-Matrix, aber un­ter­schied­li­chen Bahn­brei­ten von bis zu 170, bzw. 340 mm. Wei­ter ei­ge­nen sich bei­de Mo­del­le für ver­schie­de­ne Sub­stra­te wie Pa­pier, Selbst­kle­bee­ti­ket­ten oder auch fle­xi­ble Ma­te­ria­li­en.

Die Druck­auf­lö­sung liegt laut Bobst bei 1200 x 1200 dpi pro Clus­ter, was op­tisch zu ei­ner Ge­samt-Auflösung von 2000 dpi füh­ren soll; dies ist von Pho­to­druck nicht mehr zu un­ter­schei­den. Die Druck­ge­schwin­dig­keit wird mit 100 m/min an­ge­ge­ben.

Ge­gen­wär­tig sind die Di­gi­tal­druck­ma­schi­nen noch auf UV-Tinten aus­ge­legt, es wer­den zu­künf­tig aber auch was­ser­ba­sier­te Lö­sun­gen an­ge­bo­ten wer­den, die für emp­find­li­che Pro­duk­te ge­eig­net sind und de­ren che­mi­sche Ent­wick­lung von mou­ve­nt™ er­fol­gen wird.

Auch die Er­wei­te­rung des Di­gi­tal­druck­ver­fah­rens hin zu Bo­gen­druck ist vor­ge­se­hen, so dass es nur eine Fra­ge der Zeit ist, bis Bobst die Druck­tech­nik von mou­ve­nt™ auch in die Well­pap­pen­be­ar­bei­tung ein­brin­gen wird.

mou­ve­nt™, 2017 ge­grün­det und ge­gen­wär­tig mit 80 Mit­ar­bei­tern, wird die ak­tu­el­len Di­gi­tal­druck-Produkte vom 25.-28.09.2017 auf der La­bel­ex­po in Brüs­sel vor­stel­len: Stand A60, Hal­le 3.

(kb)

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