Kostensituation nimmt dramatische Dimension an
Wellpappenindustrie mit Wachstum und Optimismus

Entwicklung der Verkaufserlöse im VDW
Quelle: VDW
Dr. Steffen P. Würth, Vorsitzender des Verbandes der Wellpappen-Industrie e.V., hat zur Präsentation der Zahlen und Fakten der wirtschaftlichen Entwicklung im Jahr 2017 der von ihm repräsentierten Branche eine eindrucksvolle Adresse gewählt. Im RED 63, dem REWE Distributionszentrum in Neu-Isenburg, wurden im Anschluss an die vorgetragenen Informationen praktische Einblicke in den automatisierten Logistik-Alltag und damit an die Leistungsanforderungen von Transportverpackungen möglich.
Die Wellpappenindustrie profitierte auch 2017 von der allgemein guten Wirtschaftsentwicklung in Deutschland. So konnten die Mitglieder des Verbandes der Wellpappen-Industrie (VDW) 2017 arbeitstäglich betrachtet ein Absatzwachstum von 4,3 % erzielen. Das liegt deutlich über dem allgemeinen Wirtschaftswachstum von 2,5 % (kalenderbereinigt). In absoluten Zahlen gemessen haben die VDW-Mitglieder 2017 gut 7,8 Mrd. m² Wellpappe abgesetzt. Damit verzeichnen sie ein Plus von 230 Mio.m² gegenüber dem Vorjahr, was einer Steigerung von 3,0 % entspricht.
In absoluten Zahlen – also ohne arbeitstägliche Bereinigung – haben die VDW-Mitglieder 2017 gut 7,8 Mrd. m² Wellpappe abgesetzt. Das waren 230 Mio. m² und damit 3,0 % mehr als im Vorjahr. Die einzelnen Quartale weisen erhebliche Schwankungen auf, die auch auf die unterschiedliche Anzahl von Arbeitstagen zurückzuführen sind.
|class: table |Absatzentwicklung| in 1.000 m2| 2017| 2016| |-----------------|--------------|-----|-----| |1. Quartal 2017 |1.970.548 m2|4,8 %|0,7 %| |2. Quartal 2017 |1.912.749 m2|0,4 %|4,4 %| |3. Quartal 2017 |1.991.891 m2|3,8 %|1,0 %| |4. Quartal 2017 |1.944.188 m2|3,0 %|-0,1%| | 2017 gesamt |7.819.375 m2|3,0 %|1,5 %|
„Aber die anhaltende positive Wirtschaftsentwicklung und die damit verbundenen Absatzzuwächse können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch eine Kehrseite der Medaille gibt“, so Würth. Demnach sorgte die hohe Nachfrage nach Wellpappenprodukten für eine deutliche Verknappung des Rohpapiers, worauf die Papierlieferanten mit immensen Preiserhöhungen reagierten. Das führte zu einer dramatischen wirtschaftlichen Schieflage, die die Wellpappenindustrie vor große Herausforderungen stellt.

Entwicklung von Wellpappen- und Papierpreisen
Quelle: VDW
Die Ausgaben für Rohstoffe machen in der Wellpappenindustrie mehr als die Hälfte der Gesamtkosten aus. Bei dem mit Abstand wichtigsten Rohstoff, dem Wellpappenrohpapier, mussten die VDW-Mitglieder in 2017 Preisaufschläge von bis zu 27 % in Kauf nehmen. Und auch in den ersten Wochen 2018 wurden die Unternehmen bereits mit weiteren deutlichen Kostensteigerungen konfrontiert.
Dagegen blieben die Erträge 2017 weit hinter der Teuerung der Rohstoffe zurück. Demnach stieg der durchschnittliche Erlös pro Quadratmeter Wellpappe im Jahresverlauf 2017 von 52,6 Cent im Januar auf 53,8 Cent im Dezember. Damit lagen die Preise für Wellpappenerzeugnisse 2017 im Durchschnitt bei 53,1 Cent pro Quadratmeter, was einer Steigerung von lediglich 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Rein rechnerisch hätten 13,5 Prozent erzielt werden müssen, um eine auskömmliche Erlössituation zu erreichen. „Mit Blick auf die Marge muss das Jahr 2017 für unsere Industrie also tatsächlich als katastrophal bezeichnet werden“, sagt Würth. Waren in 2017 viele Wellpappenhersteller und -verarbeiter an teils längerfristige Lieferverträge mit ihren Kunden gebunden, die auf Grundlage eines erheblich niedrigeren Preisniveaus bei den Rohstoffen geschlossen wurden, rechnen Marktbeobachter und Branchenkenner nunmehr mit deutlichen Preisanpassungen für Wellpappenerzeugnisse.

Entwicklung der Druckfarben
Quelle: VDW
Für das laufende Jahr rechnet Würth aufgrund der aktuellen Stimmungsindikatoren damit, dass sich die positive Konjunkturentwicklung weiter fortsetzen wird. Er prognostiziert einen Anstieg des Wellpappenabsatzes um 3,9 % pro Arbeitstag. Würth: „Wellpappe ist und bleibt ein zentraler Werttreiber für unsere Kunden und die gesamte Lieferkette. An dieser Erfolgsstory wollen wir trotz der schwierigen Rahmenbedingungen auch 2018 mit aller Kraft weiterschreiben.“
„Die Voraussetzungen für diese Erfolgsstory der Wellpappe sind vor allem die solide Entwicklung bei unseren Kunden und die anhaltende Konsumlaune der Verbraucher“, so Würth. „Auch in dieser Phase des Aufschwungs konnten Wellpappenverpackungen wieder unter Beweis stellen, dass sie aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit ein unverzichtbarer Partner für Industrie, Handel und Logistik sind“, so Würth weiter.
Zur Wahl des Standortes für die Jahrespressekonferenz des VDW führte Würth aus: „…(es ist) Ein Ort, an dem täglich hunderttausende Produkte angeliefert und für den Weg in den Supermarkt kommissioniert werden. Damit wir täglich gut gefüllte Regale in den Märkten vorfinden, ist hier alles auf effiziente Warenverteilung getrimmt. Als „Möglichmacher“ spielen Transportverpackungen aus Wellpappe dabei eine entscheidende Rolle. Dazu ein paar Zahlen: Auf 65.000 m² werden hier derzeit 20.000 Trockensortiment-Artikel gelagert und umgeschlagen. Hochtechnisierte und perfekt aufeinander abgestimmte logistische Abläufe sorgen dafür, dass an Spitzentagen bis zu 500.000 Kolli an Märkte in ganz Deutschland ausgeliefert werden können.“
In dem fast 370 Meter langen Distributionszentrum RED 63 befinden sich unter anderem über 67.000 Palettenstellplätze, die vollautomatisch bedient werden. Diese Arbeitsweise verlangt höchste Präzision und Maßhaltigkeit von den Palettenladungen - Lagenbildung und Stabilität sind entscheidende Faktoren für die reibungslose Beförderung in dem leistungsstarken System.
Würth: „Die wichtigste Aufgabe von Transportverpackungen ist der Schutz der Produkte gegen Beschädigung oder Verunreinigung. Entscheidend sind die Wahl der richtigen Konstruktion und die Materialbeschaffenheit der Wellpappenverpackung. In der Vergangenheit gab es gerade in den Lägern und Verkaufsstellen des Handels Klagen, wenn Lebensmittel aus falsch verstandener Sparsamkeit unzureichend verpackt waren. Vor 14 Jahren hatte eine durch uns beauftragte Untersuchung ermittelt, dass sich pro Jahr vermeidbare Produktschäden in Höhe von über 300 Millionen Euro summieren. Dieses Bild hat sich erfreulicherweise gewandelt: Eine in 2017 vom EHI Retail Institute durchgeführte Erhebung unter Logistikexperten des Handels ergab, dass Wellpappenverpackungen heute ganz überwiegend anforderungsgerecht eingesetzt werden. Vereinzelt auftretende Schäden sind demnach nur noch selten auf mangelhafte Verpackungen zurückzuführen.“
(st)