VERPACKEN-AKTUELL

Informationen aus der Verpackungsbranche

Dr. Bernhard Bauske, WWF: „Es darf keine Verpackung in den Ozeanen oder der Umwelt landen. Wir brauchen strikte Vermeidungskonzepte und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.“

Erster Real Talk von Coca-Cola diskutiert Wege für besseres Recycling

06. April 2022

Teilnehmer der Diskussionrunde (vlnr.), stehend: Jenny Walther-Thoß, Judith Skudelny, Dr. Stefan Kunerth. Sitzend: Moderator Daniel Rettig, Herwart Wilms und Dr. Bernhard Bauske

Quelle: Coca Cola

Ver­pa­ckun­gen von Le­bens­mit­teln und Ge­trän­ken sind Teil un­se­res All­tags. In Deutsch­land ha­ben wir eta­blier­te Pfand­sys­te­me für Ein­weg- und Mehr­weg­ge­trän­ke­ver­pa­ckun­gen. Un­acht­sam weg­ge­wor­fen wer­den sie aber zum Pro­blem für Mensch und Um­welt. Das Ziel ei­ner um­fas­sen­den Kreis­l­auf­wirt­schaft mit hoch­wer­ti­ger Stoff­ver­wer­tung er­for­dert da­her wei­te­re An­stren­gun­gen von Wirt­schaft und Po­li­tik.

Wie die­se kon­kret aus­se­hen kön­nen, dis­ku­tier­ten An­fang April Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter aus Ge­sell­schaft, Wirt­schaft und Po­li­tik beim ers­ten Coca-Cola Real Talk in Ber­lin.

MdB Ju­dith Sku­delny, um­welt­po­li­ti­sche Spre­che­rin der FDP-Bundestagsfraktion, sieht die Stär­kung ge­schlos­se­ner Re­cy­cling­s­ys­te­me im Mit­tel­punkt der lau­fen­den Le­gis­la­tur­pe­ri­ode: „Die Kreis­l­auf­wirt­schaft ist ein Haupt­the­ma der Um­welt­po­li­tik der nächs­ten vier Jah­re. Die Fort­schritts­ko­ali­ti­on aus SPD, Bünd­nis 90/DIE GRÜ­NEN und der FDP möch­te Schluss ma­chen mit ein­sei­ti­ger Ideo­lo­gie. Wir set­zen uns für eine ech­te Ver­pa­ckungs­wen­de und ge­schlos­se­ne Kreis­läu­fe ein, zu­sam­men mit den Her­stel­lern und den Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­chern. Wir müs­sen in Deutsch­land Kreis­läu­fe schlie­ßen und da­mit auch ein Stück weit un­ab­hän­gi­ger wer­den von Roh­st­of­fim­por­ten aus an­de­ren Län­dern. Da­mit dies ge­lingt, sind alle ge­fragt: Die In­dus­trie kann noch so große An­stren­gun­gen in der Um­stel­lung auf nach­hal­ti­ge Pro­duk­te auf sich neh­men, wenn der Ver­brau­cher die­se nicht an­nimmt, ist nichts ge­won­nen. Zu­dem braucht es ent­spre­chen­de Rah­men­be­din­gun­gen der Po­li­tik, da­mit die­se Um­stel­lun­gen in der Wirt­schaft auch rea­li­sier­bar und fi­nan­zier­bar sind.“

„Kon­sum ohne Müll ist nur un­ter großen An­stren­gun­gen des Ein­zel­nen mög­lich und in der Sum­me nicht rea­li­sier­bar. Den­noch muss klar sein, dass kei­ne Ver­pa­ckung mehr in un­se­ren Ozea­nen oder der Um­welt lan­den darf“, be­tont Dr. Bern­hard Baus­ke, Pro­jekt­ko­or­di­na­tor Mee­res­müll beim WWF Deutsch­land. „Die Zei­ten, in de­nen Roh­stof­fe ver­schwen­det und in Müll ver­wan­delt wer­den, sind end­gül­tig vor­bei. Auch für Plas­tik brau­chen wir strik­te Ver­mei­dungs­kon­zep­te und eine wirk­lich funk­tio­nie­ren­de Kreis­l­auf­wirt­schaft. Denn so wird aus ei­ner Ver­pa­ckung erst gar kein Müll. Da­für braucht es ge­mein­sa­me An­stren­gun­gen von Po­li­tik und Wirt­schaft.“ Mit Blick auf Ver­pa­ckungs­in­no­va­tio­nen er­gänzt Baus­ke: „In­no­va­tio­nen, um die Samm­lung und Wie­der­ver­wer­tung von Ma­te­ria­li­en zu ver­bes­sern sind sehr sinn­voll, aber oft wird ein­fach nur ein Ma­te­ri­al durch ein an­de­res aus­ge­tauscht, was lang­fris­tig zu neu­en Her­aus­for­de­run­gen führt. In­no­va­tio­nen müs­sen sich auch mit Ver­mei­dung be­fas­sen und in den Kreis­lauf pas­sen!“

Un­ter­neh­men wird beim Kli­ma­schutz und dem be­dach­ten Um­gang mit Res­sour­cen eine wich­ti­ge Rol­le zu­teil. Dr. Ste­fan Ku­nerth, Tech­ni­cal Ope­ra­ti­ons Di­rec­tor Coca-Cola Wes­tern Eu­ro­pe, ist sich die­ser Ver­ant­wor­tung be­wusst und hält fest: „Ver­pa­ckun­gen sind für uns kein Müll, son­dern ein wich­ti­ger Roh­stoff für neue Ver­pa­ckun­gen. Wir tra­gen un­se­ren Teil dazu bei, Wert­stoff­kreis­läu­fe zu schlie­ßen, da­mit kein Ab­fall in die Um­welt ge­langt. Da­für ha­ben wir uns 2018 mit un­se­rer Nach­hal­tig­keitss­tra­te­gie „World Wi­thout Was­te“ ein ehr­gei­zi­ges Ziel ge­setzt und mo­ni­to­ren kon­ti­nu­ier­lich un­se­ren Fort­schritt: Bis 2030 soll für jede ver­kauf­te Fla­sche oder Dose eine zu­rück­ge­nom­men und re­cy­celt wer­den – und zwar welt­weit. Die Stra­te­gie be­rück­sich­tigt den ge­sam­ten Le­bens­zy­klus un­se­rer Ver­pa­ckun­gen – vom De­sign der Fla­schen oder Do­sen bis hin zu ih­rer Wie­der­ver­wer­tung. In Deutsch­land ist schon viel er­reicht: 97 Pro­zent der PET-Einwegpfandflaschen kom­men hier über das Pfand­sys­tem zu­rück. Nur in ge­schlos­se­nen Re­cy­cling­kreis­läu­fen kann es ge­lin­gen, dass aus PET-Flaschen auch wie­der PET-Flaschen wer­den und ein Dow­n­cy­cling ver­hin­dert wird.“

Einen Ein­blick, warum sich ge­schlos­se­ne Re­cy­cling­kreis­läu­fe und der Ein­satz von nach­hal­ti­gen Ma­te­ria­li­en loh­nen und was es braucht, um eine ech­te Kreis­l­auf­wirt­schaft zu er­rei­chen, er­läu­tert Re­cy­cling-Experte Her­wart Wilms, Ge­schäfts­füh­rer RE­MON­DIS Su­staina­ble Ser­vices GmbH: „Der wich­tigs­te ers­te Schritt ist schon ge­macht, näm­lich dass man end­lich auf höchs­ter eu­ro­päi­scher Ebe­ne die wah­re Be­deu­tung der Kreis­l­auf­wirt­schaft er­kannt und zum Hand­lungs­prin­zip für die Zu­kunft ge­macht hat. Wenn es aber dar­um geht, re­cy­cel­tes Ma­te­ri­al er­neut ein­zu­set­zen, sind wir in Deutsch­land noch nicht gut. Bis­her kom­men erst 13 Pro­zent der Ma­te­ria­li­en aus re­cy­cel­ten Roh­stof­fen. Da­bei könn­te ein er­höh­ter Ein­satz dau­er­haft zu ei­ner Min­de­rung des CO2-Ausstoßes füh­ren und si­gni­fi­kant et­was für den Kli­ma­schutz tun. Wenn deut­sche In­ge­nieu­re ler­nen, Pro­duk­te so zu ge­stal­ten, dass sie am Ende ih­res Le­bens­zy­klus zu Roh­stofflie­fe­ran­ten wer­den kön­nen, dass sie also De­si­gned for Re­cy­cling sind, dann ha­ben wir die bes­ten Pro­duk­te der Welt, mit de­nen wir auch Welt­markt­füh­rer sein kön­nen!“

Für Jen­ny Walt­her-Thoß, Se­ni­or Con­sul­tant Su­staina­bi­li­ty bei Berndt + Part­ner Crea­li­ty GmbH soll­ten Un­ter­neh­men ei­ge­ne Mar­ken­an­sprü­che auch mal zu­rück­stel­len „De­sign for Re­cy­cling heißt nicht nur auf den Ein­satz nach­hal­ti­ger Ma­te­ria­li­en zu ach­ten, son­dern be­deu­tet auch, das ei­ge­ne Ver­pa­ckungs­de­sign zu Guns­ten ein­heit­li­cher und re­cy­cling­fä­hi­ger Pro­zes­se um­zu­stel­len. Au­ßer­dem braucht je­des Pro­dukt einen Wert, z.B. über Pfand, da­mit es von Ver­brau­chern ge­schätzt und am Ende dem Kreis­lauf zu­rück­ge­führt wird.“

Er­öff­net wur­de die 90-minütige Ver­an­stal­tung mit ei­nem Im­puls von Dr. Bern­hard Baus­ke, Pro­jekt­ko­or­di­na­tor Mee­res­müll beim WWF Deutsch­land. An der Dis­kus­si­on nah­men teil:

  • Judith Skudelny, MdB, umweltpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion
  • Dr. Bernhard Bauske, Projektkoordinator Meeresmüll beim WWF Deutschland
  • Dr. Stefan Kunerth, Technical Director Coca-Cola Western Europe
  • Herwart Wilms, Geschäftsführung REMONDIS Sustainable Services GmbH
  • Jenny Walther-Thoß, Senior Consultant B+P Consulting GmbH

Real Talks ist eine Ver­an­stal­tungs­rei­he von Coca-Cola in Eu­ro­pa. In re­gel­mä­ßi­gen Dis­kus­si­ons­for­ma­ten mit Po­li­tik, Wirt­schaft und Zi­vil­ge­sell­schaft stellt sich Coca-Cola Fra­gen zu Nach­hal­tig­keit, dem ei­ge­nen Port­fo­lio und der un­ter­neh­me­ri­schen Ver­ant­wor­tung. Der ers­te Real Talk in Deutsch­land war gleich­zei­tig der Pi­lot für Eu­ro­pa. Wei­te­re Ter­mi­ne sol­len fol­gen.

Die Ver­an­stal­tung in Ber­lin fand in Ko­ope­ra­ti­on mit der Han­dels­blatt Me­dia Group statt.

(kb)

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