Hans Joachim Boekstegers Förderpreis 2022
Multivac zeichnet Mikroplastik-Forscherin der TU München aus
Prof. Dr. Heiko Briesen (TUM München Lehrstuhl Systemverfahrenstechnik); Luisa Kristina Murer (Preisträgerin, Masterstudentin), Sebastian Blochum M.Sc. (Referent der Geschäftsführung Multivac).
Quelle: Ritchie Herbert
Luisa Kristina Murer, Studentin der Technischen Universität München (TUM), hat sich in ihrer Masterarbeit den Fragestellungen rund um die Gefahr von Mikroplastikpartikeln in Lebensmitteln gewidmet. Für ihr Engagement für sichere Lebensmittel wurde sie von Multivac mit dem Hans Joachim Boekstegers Förderpreis 2022 ausgezeichnet und mit einem Preisgeld von 1.000 Euro gewürdigt.
Egal, ob Salami, Käse oder Hackfleisch: Lebensmittel in Kunststoffverpackungen sind aus dem Alltag nicht wegzudenken. Aus gutem Grund. Die Verpackungen schützen Produkte vor Verschmutzung und verlängern durch Schutzgasatmosphären ihre Haltbarkeit – reduzieren also Abfallmengen von Lebensmitteln und verbessern die CO2-Bilanz der Lebensmittelbranche. Dabei bestehen die Verpackungen selbst zu einem immer größeren Teil aus recycelten Materialien. Also alles gut unterm Strich? Jein. Denn in Medien kursieren Spekulationen, dass mikroskopisch kleine Kunststoffpartikel aus Verpackungen auf Lebensmittel übergehen und in den menschlichen Körper gelangen. Vermutungen, die wissenschaftlich allerdings kaum untermauert sind – es fehlen Daten und Erkenntnisse über die Rolle des Herstellungsprozesses der Verpackungen.
Mit ihrer Masterarbeit nähert sich Luisa Kristina Murer, die an der TUM im Master-Studiengang „Technologie und Biotechnologie der Lebensmittel“ studiert, den Vermutungen zu Mikroplastikbeständen in Essen von wissenschaftlicher Seite. Konkret betrachtet die Abschlussarbeit Faktoren, die das Auftreten von Mikroplastik bei der Herstellung von Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff beeinflussen. In ihrer Arbeit hat die Studentin eine standardisierte Methode entwickelt, um die Anzahl von Mikroplastikpartikeln in unterschiedlichen Kunststofffolien zu bestimmen. Mithilfe standardisierter Modelllebensmittel ist sie zudem der Frage nachgegangen, ob dieses Mikroplastik auf Lebensmittel übergehen kann.
„Persönlich war es mir dabei wichtig, dieses sensible Thema neutral zu behandeln, da die Thematik oft missverstanden und in den Medien falsch dargestellt wird“, sagt Luisa Kristina Murer. „So enthält meine Arbeit beispielsweise nicht nur absolute Zahlen, sondern auch Vergleichswerte mit natürlichen Partikeln, um die Mikroplastikmengen in einen Kontext zu stellen.“ Zwar sei noch weitere Forschungsarbeit nötig, um die statistische Signifikanz zu erhöhen und verlässliche Aussagen über die Bedeutung von Kunststoffpartikeln treffen zu können. Aber die Arbeit habe bereits folgende Erkenntnis gebracht: Das Herstellungsverfahren von Kunststoffverpackungen beeinflusst die Anzahl der Mikroplastikpartikel.
„Ich fühle mich geehrt, den Förderpreis zu erhalten“, freut sich Murer, der es allerdings um viel mehr als nur sich selbst geht. „Die Thematik Mikroplastik ist meiner Ansicht nach sehr aktuell. Es bedeutet mir sehr viel, dass es durch den Hans Joachim Boekstegers-Förderpreis ins Scheinwerferlicht geholt wird. Das zeigt mir, dass Innovationen mit Rücksicht auf umweltrelevante Themen von Bedeutung sind.“ Murer fühle sich nun noch motivierter, eine berufliche Laufbahn in Forschung und Entwicklung zu beginnen. Und Thematiken anzugehen, über die noch niemand nachgedacht hat. „Es klingt ein wenig pathetisch. Aber eines meiner großen Ziele im Leben ist es, die Welt ein bisschen besser zu hinterlassen.“
(st)